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Börsen-Zeitung: Konzertierte Aktion

Archivmeldung vom 28.08.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.08.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Verwundert mögen sich die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) die Augen gerieben haben, als sie sich die jüngsten Entwicklungen der Markterwartungen zur Zinspolitik betrachtet haben. Postwendend wurden die Falken ausgesandt, um die Spekulationen über anstehende Zinssenkungen flugs zu kassieren.

Gleich mehrere Ratsmitglieder haben gestern diese Fantasien zum Platzen gebracht.

Wegen der sich drastisch eintrübenden Konjunkturaussichten und des zuletzt deutlich gesunkenen Ölpreises wurde zunehmend damit gerechnet, dass die EZB spätestens im Frühjahr 2009 den Leitzins senken kann, um der Wirtschaft unter die Arme zu greifen, ohne dass es zu nennenswerten Kollateralschäden an der Inflationsfront käme. Die Terminkontrakte auf den Tagesgeldzinssatz des Euro spiegeln eine Markterwartung von 100% wider, dass der Leitzins bis spätestens Mai 2009 von derzeit 4,25% auf 4% sinken werde.

Zwar ist prinzipiell richtig, dass sowohl der Rückgang des Ölpreises als auch die konjunkturelle Flaute den Inflationsdruck erheblich dämpfen werden. Aber so schnell schießen weder die Preußen noch die Notenbanker, dass sie bereits jetzt billigeres Geld in Aussicht stellen könnten. Denn erstens ist das Niveau der Teuerung im Euroraum mit zuletzt 4% derart hoch, dass es zwangsläufig eine ganze Weile dauern wird, bis sie die Stabilitätsmarke von knapp unter 2% wieder unterschritten wird. Und zweitens kann auf dem Weg dorthin eine ganze Menge passieren, so dass die Rechnung rasch fallender Inflationsraten nicht aufgeht.

So dürfte der Ölpreis nicht ungebremst auf 70 Dollar je Fass fallen. Naturkatastrophen (Hurrikan "Gustav" lässt grüßen) sowie politische Konflikte (im Kaukasus oder östlich davon) können ihn sogar schnell wieder nach oben treiben. Auch an der Lohnfront ist es noch zu früh für Entwarnung. Bislang zumindest gibt es keine Anzeichen dafür, dass etwa die IG Metall angesichts eines mehrfach zurückgegangenen Ifo-Indexes in Demut und Bescheidenheit in die im Herbst anstehenden Tarifverhandlungen ziehen will.

Die fast schon als konzertierte Aktion anmutenden Äußerungen der EZB-Ratsmitglieder hatten vor allem ein Ziel, die Markterwartungen zu lenken in Richtung des politischen Willens in der EZB-Führung: Vorerst gibt es keine Zinssenkungen.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Jürgen Schaaf)

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