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Lausitzer Rundschau: Teuflische Trainer-Tragödien

Archivmeldung vom 11.03.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.03.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Auch Dr. Faust hätte in Goethes gleichnamiger Tragödie am liebsten seinen Pakt mit dem Teufel wieder aufgelöst. Doch jener Mephistopheles fragt ihn halb spöttisch, halb ungläubig: "Willst fliegen und bist vorm Schwindel nicht sicher?" Genau das mag man auch Schalke 04 fragen: "Wollt ihr ganz nach oben und seid nicht höhentauglich?"

Schwer nachvollziehbar, dass ein Bundesliga-Club sich verzweifelt von einem Trainer zu lösen versucht, obwohl der seine Elf ins Viertelfinale der Champions League und zuvor ins DFB-Pokalfinale geführt hat. Doch die Vereinsbosse und ein Großteil der Fans verteufeln Magath, weil er den Club kompromisslos wie ein Diktator und emotionslos wie ein Finanzbeamter führt. Nein, mehr noch: Wenn Magath diabolisch über seine Brille linst, erinnert er gar an einen gewissenlosen Hedgefonds-Manager. Einer, der dem Vernehmen nach sechs Millionen Euro jährlich einstreicht und ohne Rücksicht auf Verluste Profis wie Vieh kauft und verkauft. In seiner anderthalbjährigen Amtszeit verließen 35 Spieler den Verein, 34 neue kamen. Das mag für Magaths Fußballidee sinnvoll sein - die traditionsbewussten Schalker indes fühlten sich, als reiße jemand dem Verein die Seele aus dem Leib. Dabei hatten sie die doch bereits an jenem Tag verkauft, als Magath in teuflischem Pakt mit unheimlicher Machtfülle inthronisiert worden war. Im Gegenzug gab der sein verlockendes Versprechen: Bis 2013 holt Schalke den Titel. Dem konnten die Schalke-Bosse nicht widerstehen und schlitterten mit ihrem Größenwahn in ein Dilemma, das exemplarisch für die Trainerkrise in der Bundesliga ist. Es ist kein Zufall, dass auch in Hamburg und München derzeit zwei ähnliche Tragödien aufgeführt werden. Beim HSV zerren sie an allen Seiten der Macht, bis davon am Ende gar nichts mehr übrig ist. Konsequent von Trainer Armin Veh, seine Nebenrolle abzugeben. Und in München haben sie in Louis van Gaal viel zu lange an einem unsympathischen Mephisto-Verschnitt festgehalten, weil der den modernen Fußball verhieß. Doch was moderne Fußballtrainer wirklich ausmacht, zeigen die Klopps, Dutts oder Tuchels. Nicht ihre zugegebenermaßen zukunftsfähigen Fußballphilosophien sind entscheidend. Sondern die Art, wie sie sich mit ihrer Leidenschaft für das Spiel produzieren und sich mit ihren Vereinen identifizieren. Da geht es nicht um heuchlerische "Für-immer-BVB-HSV-FCB"-Versprechen, sondern um Herzblut, Hingabe und einfach auch ein bisschen Demut. Irdische Tugenden sozusagen. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn die am Ende nicht auch belohnt würden.

Quelle: Lausitzer Rundschau

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