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Börsen-Zeitung: Wiener Kongress

Archivmeldung vom 10.06.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.06.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Das Misstrauen unter den Banken strebt einem neuen Höhepunkt entgegen, wie die Zuspitzung am Interbankenmarkt zeigt, und "der Kongress tanzt" - pardon, es treffen sich die Bankenchefs der Welt in der Wiener Hofburg zu Stelldichein, Plauderrunde und Gruppenfoto. Was haben seit Ausbruch der Finanzkrise vor drei Jahren der Weltbankenverband IIF wie auch nationale Verbände nicht alles an klugen Papieren zu Reformen des Marktes und nötigen Änderungen in den Verhaltensweisen produziert.

Doch während sich heute Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann als IIF-Präsident und seine Bankerkollegen Roberto Setubal (Itau Unibanco), Francisco González (BBVA), Stephen Green (HSBC) und Peter Sands (Standard Chartered) in der "IIF Leadership Press Conference" zu Finanzkrise und Weltwirtschaft äußern, trauen sich ihre Geldhändler in Europa gegenseitig nicht über den Weg.

Die Banken in Euroland bunkern ihre von der Notenbank beschaffte Liquidität lieber über Nacht auf deren Konto, als es sich gegenseitig zu leihen. Mit mehr als 360 Mrd. Euro hat diese sogenannte Einlagefazilität Rekordvolumen erreicht. Die Länderratings sind auf die Bonitätsbeurteilungen der Banken übergeschwappt, an Geld kommen nur noch erste Adressen. Suchten vor einigen Wochen noch griechische Banken am Markt vergeblich um Liquidität nach, sind es nun spanische Institute der zweiten Reihe, die ohne Hilfe der Notenbank vor dem Kollaps stünden.

Da es Solidarität unter den Banken allenfalls in Sonntagsreden und zur Abwehr von Regulierung gibt, bleiben nur zwei Auswege. Entweder jene Länder, deren Rating und zu hohe Staatsverschuldung die nationalen Banken in die Bredouille bringen, helfen ihren Instituten aus der Patsche, zur Not durch Verstaatlichung, oder die Banken räumen endlich ihre Bilanzen auf. Dort schlummern nach Notenbankschätzungen noch 200 Mrd. Euro Wertberichtigungsbedarf. Solange diese Drohverluste in den Büchern stehen, wird das Vertrauen nicht zurückkehren.

Anstatt über Regulierung von morgen und über wirtschaftspolitische Koordinierung in Euroland zu debattieren - mit dem griechischen Ministerpräsidenten Papandreou als Ehrengast des Abschlussdinners, welch Ironie! -, sollten die in Wien versammelten Spitzenbanker vor der eigenen Haustüre kehren und ihre Bilanzen säubern.

Quelle: Börsen-Zeitung

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