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Die Leipziger Volkszeitung zur Olympia-Nominierung

Archivmeldung vom 16.07.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.07.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Masse statt Klasse. Die 436 deutschen Olympiastarter auf diesen kurzen Nenner zu bringen, wäre übertrieben. Aber ein Fünkchen Wahrheit steckt darin. Die zahlenmäßig erneut starke Mannschaft wird den seit Barcelona 1992 erkennbaren Abwärtstrend mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht stoppen können.

Zum einen repräsentieren allein 115 Athleten die acht Mannschaftssportarten, die in der Nationenwertung kaum ins Gewicht fallen. Zum anderen sind die Vorleistungen in den medaillenintensiven Kernsportarten Leichtathletik und Schwimmen zu schwach. Hier machen die Staffeln rund ein Drittel des Teams aus, doch sie sind längst keine Bank mehr. Die Fußball-Weltmeisterinnen sowie die Handball- und Hockey-Teams drohen den Individualisten inPeking denRang abzulaufen - auch in der Medienpräsenz. Die Teilnahme von bis zu acht Spielsport-Mannschaften - die Basketballer kämpfen noch um ihr Ticket - beweist, dass Deutschland mit der zunehmenden Professionalisierung Schritt halten kann. Doch in vielen Individualsportarten gelingt dies nicht, folgt denTop-Leistungen im Juniorenbereich immer wieder Mittelmaß bei den Erwachsenen. Rühmliche Ausnahme sind die Wintersportler, die besonders von der Bundeswehr-Förderung sowie der Konzentration in wenigen Stützpunkten profitieren. In fast allen Sommer-Disziplinen ist die weltweite Konkurrenz stärker. Hierzulande fehlt es an Alternativen zur Bundeswehr, wenn Spitzensport und Berufsausbildung unter einen Hut gebracht werden müssen. In denEliteschulen finden Talente meist noch Top-Bedingungen vor. Doch schon beim Studium hängt es zu sehr vom einzelnen Professor ab, ob ein potenziellerOlympiakämpfer seine Prüfung verschieben oder die Regelstudienzeit überschreiten darf. Hiesige Studenten schauen neidvoll in die USA, wo sportliche Top-Leistungen Türöffner zu Stipendien sind, wo sich internationale Elite-Trainingsgruppen bilden. Zwischen Aachen undFrankfurt/Oder wetteifern die Besten viel zu selten schon im Training miteinander. Stattdessen führen Kleinstaaterei und Vereinsmeierei dazu, dass sich jeder noch so kleine Klub an sein einziges Talent klammert. Wenn zudem in der Industrienation Deutschland seit Jahren mehr Bäder geschlossen als gebaut werden, wenn die Mittel für dringende Sportstätten-Sanierung vorn und hinten nicht ausreichen, dann wirkt sich dies auch im olympischen Medaillenspiegel aus. Die Gesellschaft dürstet alle vier Jahre nach Gold, Silber und Bronze. Doch der steinige Weg auf den Olymp wird in den Zwischenjahren zu wenig unterstützt. Die Medaillen werden immer teurer, die öffentliche Hand aber soll und kann die bunte olympische Farbenpalette allein nicht finanzieren. Sponsoren fühlen sich eben oft bei Fußball-Viertligisten besser aufgehoben als bei Olympioniken. Eines ist dem Deutschen Olympischen Sportbund diesmal nicht vorzuwerfen: Dass er zahlreiche Olympia-Touristen nominiert hat. Dies ist kaum noch möglich, denn die internationalen Normen werden ständig härter. In der olympischen Leistungsschau sehen immer mehr Länder eine Prestige-Frage, allen voran Gastgeber China. Auch wenn es hart klingt: Wer sich den Pekinger Fernseh-Marathon nicht vermiesen lassen will, der sollte sich auch über vierte bis achte Plätze freuen.

Quelle: Leipziger Volkszeitung (von Frank Schober)

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