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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Situation in der Arktis

Archivmeldung vom 03.08.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.08.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Arktis ist weit weg und unwirtlich. Die meisten Menschen werden sie nie betreten. Warum also sollten wir uns für sie interessieren? Weil sie Ort eines Konflikts ist, der sich zu einem Krieg entwickeln kann - zu einem neuen kalten Krieg. Viele Jahre lang spielte die Arktis in der internationalen Politik keine Rolle. Mit dem Ende des Ost-West-Konflikts hatte sie ihre strategische Bedeutung verloren, als Ort nämlich, an dem sich die beiden Blöcke USA und UdSSR direkt gegenüber standen.

Dass sie nun zurück auf der politischen Agenda ist, liegt vor allem daran: Die Arktis schmilzt. Im Jahr 2007 war ihre Eisfläche auf den niedrigsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen, die das National Snow and Ice Data Center der USA seit 1979 vornimmt, geschmolzen. Ihre Größe betrug nur noch 4,1 Millionen Quadratkilometer. Das ist halb so viel, wie andere Forschungseinrichtungen 50 Jahre zuvor gemessen hatten. Dadurch werden Ressourcen wie Erdöl, Erdgas, Eisenerz und Kohle, deren Förderung bislang unmöglich oder mit erheblichen Kosten verbunden war, zugänglich. Der Nordpolarraum ist, ebenfalls durch den Klimawandel bedingt, auch für die Weltverkehrswege mehr und mehr von Bedeutung. Mit kernenergiebetriebenen Eisbrechern waren seine Seewege schon in Zeiten des Kalten Kriegs ganzjährig befahrbar. Für Handelsschiffe sind sie spätestens seit 2007 von Interesse. Einer der arktischen Hauptschifffahrtswege, die Nordwestpassage, war erstmals vom Pazifik bis zum Atlantik eisfrei. Die Arktis ist also in vielerlei Hinsicht begehrenswert. Das Problem - der Konflikt - ist nun, dass nicht geklärt ist, wer den arktischen Schatz heben darf. Mehrere Staaten erheben Anspruch auf ein und dasselbe Territorium und damit auf Ressourcen und Schifffahrtswege. Leider gibt es - anders als für die Antarktis - keine internationale Übereinkunft und keine Institution, die sich dieser Konfliktgegenstände annimmt, sie regelt und löst. Der Arktische Rat, das einzige Forum, in dem sich die Staaten regelmäßig austauschen, konzentriert sich auf Umweltthemen. Sicherheitspolitische Fragen werden nicht beraten. Darüber hinaus haben seine Entscheidungen keinen rechtsverbindlichen Charakter. Ein rechtsverbindlicher und internationaler Handlungsrahmen jedoch ist angesichts der Begehrlichkeiten und Bedrohungen, denen die Arktis ausgesetzt ist, unabdingbar. Bis heute hat sich der Konflikt nicht militärisch entladen. Nach Meinung vieler hätte er aber durchaus das Potenzial dazu, was mit der Zahl der strittigen Konfliktgegenstände, der Zahl der beteiligten Konfliktparteien und der Kosten, die die Konfliktparteien bereit sind, zu tragen, begründet wird. Nur ein rechtsverbindlicher und internationaler Handlungsrahmen kann den Konflikt dauerhaft lösen und damit einen neuen kalten Krieg verhindern.

Quelle: Westfalen-Blatt

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