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Kleinkrieg der Großaktionäre

Archivmeldung vom 03.08.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.08.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Die gestrige Aufsichtsratssitzung der Commerzbank mag ein Schritt aus der Führungskrise sein, in ruhigem Fahrwasser ist das Institut aber auch nach dem einstimmigen Votum für den neuen Vorsitzenden noch nicht. Noch bevor der Präsidial- und Nominierungsausschuss zusammentrat, um die Bestellung von Hans-Jörg Vetter als neues Aufsichtsratsmitglied vorzuschlagen, gab es Störfeuer aus New York.

In einem an alle Mitglieder des Aufsichtsrats adressierten Schreiben äußerte der Finanzinvestor Cerberus in bewährter Aktivistenmanier "ernsthafte Zweifel" daran, dass Vetter über die richtige Erfahrung und Persönlichkeit verfügt, um den "notwendigen, tiefgreifenden Restrukturierungsprozess" der Commerzbank zu initiieren und überzeugend zu begleiten.

Tatsächlich dürften die wenigsten in dem gestandenen Landesbanker denjenigen sehen, der die Commerzbank ins Digitalzeitalter katapultieren wird. Als Aufsichtsratschef eines Instituts, das schon vor Ausbruch der Coronakrise unter einem nicht enden wollenden Ertragsschwund litt, wäre dies allerdings auch nicht seine vordringlichste Aufgabe. Notwendiger ist es, dass die Commerzbank endlich all jene Aktivitäten einstellt, mit denen sie absehbar kein Geld mehr verdient. Das würde die Digitalisierung erst ermöglichen, für die nebenbei bemerkt sowohl im aktuellen Commerzbank-Vorstand als auch in der zweiten Reihe des Konzerns einige fähige Köpfe brennen.

Vetters Stärken sind andere. So tüftelte er bei der LBBW innerhalb weniger Monate nicht nur einen Sanierungsplan aus, der diesen Namen verdiente, sondern brachte diesen auch bei der EU-Kommission durch. Anschließend schnitt der Schwabe 100 Mill. Euro an Risikoaktiva aus der Bilanz und senkte die Kosten in den verbliebenen Geschäftsfeldern so nachhaltig, dass das Institut wieder schwarze Zahlen schrieb.

Wenn ein Kandidat mit einer solchen Erfolgsbilanz im Kleinkrieg der Großaktionäre zerrieben wird, nutzt das keinem. Der Bund und der Finanzinvestor Cerberus sollten daher schleunigst das Kriegsbeil begraben. Die angebliche Nichteinmischung des Bundesfinanzministeriums bei der Commerzbank, an welcher der Bund gut 15% hält, wird am Finanzplatz ohnehin nur müde belächelt. Es wäre glaubwürdiger, wenn er seine Interessen selbstbewusster verträte. Cerberus fordert zwar zu Recht, als Eigner von 5% der Anteile vom Topmanagement gehört zu werden. Die Forderung, den neuen Aufsichtsratschef quasi im Alleingang bestimmen zu dürfen, war aber dann doch etwas zu hoch gegriffen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Anna Sleegers

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