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Paukenschlag für die Märkte

Archivmeldung vom 12.11.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.11.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Nachricht hat an den Finanzmärkten wie ein Paukenschlag gewirkt. Im Oktober ist die US-Jahresteuerung nach 8,2 % im Vormonat auf 7,7 % gefallen, deutlicher, als erwartet worden war (7,9 %). Die Daten befeuerten die Hoffnungen, dass ein signifikanter Inflationsrückgang der US-Zentralbank Spielraum verschafft, das Zinsanhebungstempo zu verlangsamen, und auch das Gesamtausmaß der Erhöhungen geringer ausfallen wird. Für die nächste Sitzung der Fed im Dezember preisen die Geldmarkt-Futures nun eine Erhöhung von 50 statt 75 Basispunkten ein, das eingepreiste Leitzinshoch liegt nun bei unter 5 %.

Die reduzierten Zinserwartungen und der dadurch angeregte Risikoappetit ließen den bereits in den Tagen zuvor unter Druck stehenden Dollar absacken. Der Dollar-Index fiel am Freitag bis auf 106,7 Punkte, nachdem er tags zuvor noch zuhöchst bei rund 111 Zählern gelegen hatte. Gegenüber ihrem mehrjährigen Höchststand von Ende September hat die Währung, die einer der großen Gewinner dieses Jahres ist, damit 7 % eingebüßt. In sämtlichen Assetklassen hat das Ereignis Wellen geschlagen, nicht zuletzt auch am Aktienmarkt. Vor allem die in diesem Jahr arg gebeutelten hochbewerteten Growth- bzw. Technologietitel sprangen in die Höhe, der Nasdaq 100 gewann am Donnerstag 7,3 %. Der Dax stieg über die Marke von 14000 Punkten bis auf 14264 Zähler am Freitag, womit er gegenüber seinem Tief von Ende September von 11863 Punkten bereits um 2400 Zähler zugelegt hat.

Die Frage ist nun, wie nachhaltig die fulminante Erholungsbewegung der Aktienmärkte ist bzw. ob sie sich in nächster Zeit fortsetzen kann. Neben den Hoffnungen auf ein geringeres Zinserhöhungstempo wurde sie auch von dem zuvor sehr ausgeprägten Pessimismus der Marktteilnehmer getrieben. Letzterer ist mittlerweile zu einem großen Teil abgebaut. Zudem ist, was die Zinserwartungen betrifft, eigentlich nichts Neues passiert. Mit der Einpreisung einer Leitzinserhöhung der Fed von "nur" 50 Basispunkten im Dezember ist der Markt lediglich auf den Stand von vor wenigen Wochen zurückgekehrt. Zudem bewegt sich die Inflation nach wie vor auf hohem Niveau, und die Leitzinsen werden eben weiter steigen, mit all den damit verbundenen Risiken für die Konjunktur und die Unternehmensgewinne.

Wahrscheinlich haben allerdings auch sie zuletzt zur Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten beigetragen. Denn auch im dritten Quartal zeigen sie sich unerwartet robust. Laut Refinitiv haben bislang mehr als ein Drittel der Unternehmen des Stoxx 600 ihre Zahlen vorgelegt, und davon haben 60 % die Erwartungen übertroffen, was sich mit einem üblichen Anteil von 53 % vergleicht. Ferner gehen die Analysten laut Refinitiv davon aus, dass die Stoxx 600-Firmen insgesamt für das Quartal einen Gewinnanstieg im Vorjahresvergleich von rund 32 % zeigen werden.

Jedoch bedeutet das sich abschwächende Wachstum bzw. die bevorstehende Rezession, dass das Gewinnwachstum vor einem Einbruch steht. Laut Refinitiv erwartet der Konsens, dass es im vierten Quartal und dann im ersten Quartal 2023 auf 20,5 % und 4,1 % sinken wird und dann im weiteren Verlauf des kommenden Jahres negativ wird. Aktienmärkte nehmen das Tief der Gewinnentwicklung üblicherweise vorweg, aber es wird eben noch dauern, bis dieses Tief erreicht wird, da der Abschwung der Gewinne noch gar nicht begonnen hat.

Experten rechnen denn auch mit schwierig bleibenden Fahrwassern für die Aktienmärkte. Der aktuelle restriktive geldpolitische Trend deute auf weiteren Abwärtsdruck auf die Ergebnisse der S&P-500-Unternehmen in den nächsten Quartalen hin, so die UBS. Die Chance-Risiko-Aussichten der kommenden drei bis sechs Monate sähen für Aktien ungünstig aus. "Wir glauben nicht, dass die markökonomischen Voraussetzungen für eine nachhaltige Marktrally gegeben sind", so die Bank. "Allerdings könnten starke Schwankungen der Anlegerstimmung vorübergehende Gegenbewegungen treiben, wie die zurückliegenden Handelssitzungen gezeigt haben." Die Marktvolatilität werde wahrscheinlich hoch bleiben. Nach den niedriger als erwartet ausgefallenen US-Inflationszahlen sei der Dax wieder über die Marke von 14000 Punkten gesprungen, so die Commerzbank. "Die überraschend starke Dax-Rally dürfte aber nun an Fahrt verlieren. Wir erwarten bis zum Frühjahr 2023 weiterhin eine große Nervosität mit hohen Kursschwankungen an den Aktienmärkten." Jedoch hätten die US-Inflationszahlen die kurzfristigen Aktienmarktaussichten deutlich aufgehellt.

Quelle: Börsen-Zeitung - Kommentar von Christopher Kalbhenn (ots)

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