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FZ: "Schirm zu - es regnet"

Archivmeldung vom 11.06.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.06.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Mark Twain hat einmal geschrieben: "Ein Bankier ist ein Mensch, der seinen Schirm verleiht, wenn die Sonne scheint, und ihn sofort zurückhaben will, wenn es zu regnen beginnt." Wie recht der amerikanische Schriftsteller hatte, wurde gestern im Fall Griechenlands deutlich: Deutsche Banken und Versicherungen flüchten derzeit geradezu aus den Staatsanleihen des Pleitekandidaten.

Dies wäre aus Anlegersicht durchaus vernünftig - hätten die Herren Banker nur den Mund nicht so voll genommen. Noch im Frühjahr 2010 hatten sie Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) stolz zugesichert, sich keinesfalls zurückzuziehen und so das erste Rettungspaket für Griechenland zu stützen.

Ja, damals - als die Sonne noch so hübsch schien. Soll heißen: Als die Geldinstitute keinerlei Risiko zu befürchten hatten, wenn sie den Schrott behielten. Im Gegenteil: Sie kassierten prächtige Zinsen und genossen für den Fall der Fälle den Vollkaskoschutz der Steuerzahler. Ein Jahr später nun ist ein zartes Wölkchen am Himmel aufgetaucht: Schäubles einfühlsames Pochen auf eine "weiche" Umschuldung. Und schwupp - weg ist er, der Schirm, mit dessen großzügigem Verleih sich die Bankiers einst im Sonnenschein geaalt hatten.

Und Schäuble? Der steht jetzt dumm da. Und allein obendrein. Denn außer ihm hält in Europa kaum jemand etwas von einer wie auch immer gearteten Umschuldung Griechenlands. Die nun, da die privaten Gläubiger abrücken, wohl auch nur noch in Reden gut klingen mag. In der Praxis dürfte sie immer weniger bringen.

Bemerkenswert ist hierbei auch die Haltung der Europäischen Zentralbank, die sich vehement gegen Umschuldungspläne zur Wehr setzt. Wir erinnern uns: Die EZB hat eifrig griechische Staatsanleihen aufgekauft - gegen den Protest des später zurückgetretenen Bundesbank-Chefs Axel Weber. 75 Milliarden Euro umfasst dieses "Investment" mittlerweile. Wer wäre da nicht gegen einen Schuldenschnitt? Und wer würde nicht neue Hilfen für den Schuldner vom Steuerzahler fordern? Letzterer, das ist die bittere Erkenntnis der vergangenen Monate, wird am Ende so oder so zahlen müssen - entweder in Form drastischer Sparprogramme oder einer galoppierenden Inflation.

So verwundert es allenfalls ein wenig, dass die Deutschen zwar gegen unterirdische Bahnhöfe und oberirdische Stromleitungen auf die Barrikaden gehen, nicht jedoch gegen überirdische Milliardentransfers. Etwas mehr Bürgerwut der Zahlmeister wäre hier durchaus angebracht.

Quelle: Fuldaer Zeitung (ots)

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