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Börsen-Zeitung: Zitterpartie

Archivmeldung vom 07.08.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.08.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Das Drama um die Fusion von Linde und Praxair steuert auf einen Höhepunkt zu. Zwei Jahre nach Aufnahme der Verhandlungen droht dem Zusammenschluss zwischen dem Münchner Industriegasekonzern und seinem US-amerikanischen Wettbewerber kurz vor dem Ziel das Aus. Wie das Dax-Mitglied warnte, kann das Vorhaben an Nachforderungen der amerikanischen Kartellwächter scheitern.

Nimmt man die Kursreaktion als Maßstab, haben die Anleger ihr Urteil nach der überraschenden Nachricht vom Wochenende längst gefällt: Die Fusion ist geplatzt. Am Montag, 33 Stunden nach der Ad-hoc-Meldung, brach die Linde-Aktie zeitweise um 10 Prozent ein.

Die Investoren räumen beiden Unternehmen nur noch recht geringe Chancen ein, die US-Kartellbehörde mit weiteren Zugeständnissen zu überzeugen. Aufgrund selbst gesteckter Schmerzgrenzen für Kartellauflagen ist der Spielraum für das Duo begrenzt. Zugleich läuft ihnen die Zeit davon, müssen doch bis zum 24. Oktober alle zuständigen Wettbewerbsaufseher zustimmen.

Doch die Linde-Verwaltung - und insbesondere der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Reitzle - wird wohl nicht so schnell die Flinte ins Korn werfen. Schließlich steht für den ehemaligen Konzernchef ein "Lebenswerk" auf dem Spiel, ist er doch eine der treibenden Kräfte für diese Allianz. Reitzle setzte sich bisher gegen viele Widerstände durch. Insofern könnte sich eine Zitterpartie um die Fusion anbahnen, in der sowohl der deutsche als auch der amerikanische Konzern bemüht sein dürfte, doch noch die Kurve zu bekommen.

Gelingt ihnen dies aber nicht, wären Reitzles Tage an der Spitze des Kontrollgremiums gezählt. CEO Aldo Belloni war ohnehin nur mit dem Ziel angetreten, die Fusion durchzuboxen. Dann wäre auch der Italiener als Konzernchef kaum noch zu halten.

Eine Führungskrise wäre für Linde zwar ein herber Rückschlag, aber verkraftbar. Schließlich geht es dem Unternehmen gut. Und zwar so gut, dass Reitzles eigentliches Ziel, mit einem Zusammenschluss Linde noch profitabler zu machen, an Gewicht verloren hat, wie man an den Halbjahreszahlen ablesen kann. Der Konzern hat sich an das noch höhere Renditeniveau von Praxair herangearbeitet.

Zum Überleben braucht Linde die Amerikaner sowieso nicht. Das Unternehmen ist groß genug, um weiter allein gut klarzukommen. Deshalb hätte Linde im Falle eines Scheiterns der Fusion mit Praxair letztendlich vor allem eines verloren: wertvolle Zeit.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Stefan Kroneck

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