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Berliner Morgenpost: Guttenberg wird zum Problem für die FDP

Archivmeldung vom 13.07.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.07.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Seit dem Rückzug des Entertainers Joschka Fischer in seine edle Dahlemer Küchenzeile mangelte es der deutschen Politik an Popstars - bis Karl-Theodor zu Guttenberg kam. Der smarte Baron aus Franken brachte es diese Woche sogar auf den Titel des Magazins "Stern", obgleich in Illustriertenkreisen die eherne Regel gilt, dass Politiker vorn drauf sicheres Kassengift sind.

Nur der Wirtschaftsminister offenbar nicht: denn er ist jung, neu, kann einen Computer bedienen und sogar Englisch, weshalb er um ein gutes Jahrhundert frischer wirkt als Struck, Glos und all die anderen Figuren aus dem Jurassic Park des politischen Berlin. Warum der Nachwuchsmann so populär ist, den Horst Seehofer vor einem halben Jahr aus reiner Verlegenheit ins Kabinett schob, ist mit Regierungsleistung allein nicht zu erklären. Nun gut, er war an den richtigen Stellen bockbeinig, er widerstand den Populismen der Altkräfte, die Opel und Quelle heldenhaft mit fremdem Geld retteten und auch Robotron noch wiederbelebt hätten, wenn es Stimmen bringen würde. Aber Guttenbergs wahre Leistung besteht darin, alle Verlässlichkeiten durcheinanderzubringen, die bis vor wenigen Monaten als unumstößlich galten. Der neue Minister hat eine Kettenreaktion in Gang gesetzt, die eines Tages als guttenbergsche Stimmenverschiebung in die politische Geschichte eingehen könnte: Denn er bewegt das derzeitige Stimmengefüge womöglich um wenige, aber entscheidende Millimeter.   Nach dem Weggang des unwirschen Friedrich Merz hatte die Union ein gewaltiges Problem: Da, wo ein Wirtschaftsexperte auf der Bühne stehen sollte, klaffte ein schwarzes Loch, das der Verlegenheitskandidat Guttenberg eher zufällig schloss. Mit der neuen ökonomischen Kompetenz der Union bekommen nun die selbstgewissen Liberalen ein Problem. Denn der Wirtschaftsminister entzaubert die FDP als Wirtschaftspartei ohne Wirtschaftsexperten in der ersten Reihe. Nicht auszuschließen, dass Guttenberg ein paar Abtrünnige zurückholt, die grummelnd rübergemacht hatten zu Westerwelle.

Während die Höhenflieger von der FDP leicht sinken, könnten die Grünen wiederum stärker aufholen. Das Chaos um Krümmel, die ekligen Enthüllungen über Glibberschinken und Plastikkäse, die allgemeine Sorge um eine lebenswerte Zukunft für unsere Kinder und die Schwäche der SPD treiben der Öko-Partei die Stimmen zu. Am Ende könnte es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Grünen und der FDP geben, das möglicherweise zu nicht geplanten, überraschenden Mehrheiten führt - guttenbergsche Stimmenverschiebung eben.

Quelle: Berliner Morgenpost

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