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Mittelbayerische Zeitung: Gute Besserung

Archivmeldung vom 15.02.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.02.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es ist ruhig geworden um den Euro, sehr ruhig sogar. Im vergangen Jahr noch als Problemkind, Wackel-Währung oder schlicht als Irrtum gebrandmarkt, scheinen seine Kritiker verstummt zu sein. Alles wieder gut? Mitnichten. Der Schein trügt. Im selben Tempo, mit dem die Schuldenuhren ticken, schwelt die Euro-Krise weiter. Nur sind die Kameras und Mikrophone vom Brandherd abgezogen.

Statt mit Transparenz und Empathie aus der prekären Lage zu steuern, gaben sich Regierungschefs wie Notenbanker bisher lediglich große Mühe, die Schuldenberge hinter derart komplexen Sprach- und Maßnahmen-Konstrukten zu verstecken, dass Spötter hier schon die nächste Blasenbildung sahen. Zumindest ist Konsens, dass Sparen das Gebot der Stunde ist. Damit hat es sich dann aber mit der Gemeinsamkeit. Die Lage in den Ländern klafft auseinander: Während in Deutschland der Aufschwung kein Ende zu nehmen scheint, sparen sich Portugal und Spanien in die Rezession. Irlands Bankensystem marode zu nennen, ist immer noch eine Beschönigung. Und in Italien hat Ministerpräsident Berlusconi zu allem Lust, außer den Schuldenberg seines Landes abzubauen. Kein Wunder also, dass unter Finanzmarktakteuren und Beobachtern die Besorgnis wächst. Deutlich zu hören ist mittlerweile der Ruf der EU-Kommission nach Ausweitung des Rettungsschirms. Wahrscheinlicher Hintergrund: Die EU-Kommission fürchtet, dass über kurz oder lang weitere Länder Notkredite benötigen. Im Fall Griechenland macht bereits das Wort Umschuldung die Runde. Das heißt nichts anderes, als dass das Land zumindest einen Teil seiner Schulden nicht begleichen kann. In erster Linie davon betroffen wären Banken, Versicherungen oder Pensionskassen. Die meisten dieser Konzerne könnten diesen "Haircut" wohl stemmen. Allerdings würden sie sich in Windeseile von den Anleihen verabschieden - und nicht nur von den griechischen. Das würden alle Nehmer-Länder mit höheren Zinsen bezahlen. Dabei strapazieren Steuererhöhungen, Sparpakete und Ausgabenkürzungen schon heute die Geduld deren Bürger. Diktate nach dem Motto "Wer zahlt, schafft an," sind also nicht angebracht. Ziel sollte es sein, den klammen Ländern stärker zu helfen, unter Aufsicht - aber in Eigenregie - ihre Finanzen in Ordnung zu bringen. Ein europäischer Währungsfonds in Nachfolge des Rettungsschirms könnte dafür das geeignete Mittel sein. Er gäbe diesen Ländern das, was die Finanzmärkte nicht haben: Zeit, um die Haushalte zu konsolidieren, ohne dabei das eigene Wachstum vollends abzuwürgen. Aber auch eine derart sanfte Lösung wäre für die Bürger der Geber-Länder Deutschland, Frankreich, Österreich oder den Beneluxländern nicht zum Nulltarif zu haben. Die Basis für einen solchen Währungsfonds wird von den Euro-Profiteuren kommen müssen - ob durch höhere Garantiesummen, Nachschusspflichten oder schlicht in bar. Die Kunst ist es nun, die Perspektive für eine derartige Solidargemeinschaft den Gebern wie den Empfängern behutsam näherzubringen, ohne dabei Zeit zu verlieren. Dem Euro sitzen weiter die Investoren im Nacken, deren Geduld mit dem latenten Schuldenanhäufen täglich zu Ende sein kann. Verlieren sie den Glauben an eine schnelle Genesung des Euro, wird es umgehend wieder brenzlig. Eine gute Besserung ist dann sicher nicht wahrscheinlicher.

Quelle: Mittelbayerische Zeitung

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