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WAZ: Kinderarmut Was der Gesellschaft verloren geht

Archivmeldung vom 18.08.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.08.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Gehälter deutscher Manager bewegen sich in den Wolken, während unten im Land immer mehr Kinder unter Armut leiden. Der Zufall will es, dass in dieser Woche eine Zahl veröffentlicht wurde, die beides abbildet: 1,9 Millionen. So viele Euro verdienen im Schnitt die Vorstände der 30 größten börsennotierten Unternehmen im Jahr. So viele Kinder leben in Familien, die Arbeitslosengeld II beziehen.

Das Argument ist bekannt, dass die Gehälter von Managern allein den Gesetzen der Wirtschaft unterlägen. Wer viel Verantwortung übernehme, der müsse viel verdienen. Doch Verantwortung von Arbeitgebern bemisst sich schon länger nicht mehr darin, ob sie Arbeit geben, sondern ob sie Gewinn optimieren. Als Begründung für die Entlassung von Tausenden Angestellten wird stets bemüht, dass die Wirtschaft international wettbewerbsfähig sein müsse. Und wenn es der Wirtschaft gut gehe, dann gehe es den Menschen gut. Das hat die Politik lange Zeit glauben wollen und einem aussterbenden Unternehmergeist vertraut, in dem Verantwortung sich auch auf Menschen bezogen hat. Jahrelang hat die Politik versucht, der Wirtschaft aufzuhelfen, aber im Aufschwung zeigt sich, dass hauptsächlich die Unternehmer profitieren. Zugleich nimmt die Armut zu, von der Kinder in ihrer Hilflosigkeit am schlimmsten betroffen sind.

Kinderarmut hat zwei dramatische Bedeutungen. Deutschland hat zu wenig Kinder. Und unter den wenigen Kindern sind immer mehr arm. Sie haben schlechtere Bildungschancen und ein höheres Gesundheitsrisiko. Oft können sie von ihren Eltern nur eines erben: Arbeitslosigkeit. Man muss nicht einmal Werte wie Anstand bemühen, um die Zustände in Deutschland als unhaltbar zu bezeichnen. Man kann das auch kühl ökonomisch berechnen. Wenn immer mehr Kinder in dieser Gesellschaft verloren gehen, dann wird sie diese Form von Kapitalismus nicht überleben.

Unter dem Druck von Umfragen, in denen auch Besserverdienende mehr soziale Gerechtigkeit für Ärmere fordern, hat die Koalition die Kinderarmut offenbar als Herausforderung begriffen. Es macht ein wenig Mut, dass endlich einmal zwei Ministerien zusammenarbeiten, die in der Vergangenheit recht wenig Umgang miteinander hatten, aber in Wahrheit eng zusammenhängen. Familie und Arbeit. Man kann nur hoffen, dass bei diesem Wettbewerb ums soziale Profil die Bedürftigen die Gewinner sein werden. Bei der Kabinettsklausur in der kommenden Woche in Meseberg wird sich abzeichnen, ob die Große Koalition das Problem in seinem Ausmaß erkannt hat.

Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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