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Mittelbayerische Zeitung: "Mehr Mut"

Archivmeldung vom 22.08.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.08.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Von den Managern der Fußball-Bundesliga gab es zuletzt oft einen Satz zu hören: "Es muss sich was ändern." Kritisiert wird die Erfolglosigkeit der deutschen Klubs im Europapokal und die Langeweile beim Kampf um die Meisterschaft, die sich immer und immer wieder der FC Bayern München holt. An diesem Wochenende startet die Bundesliga nun in ihre 56. Saison. Doch was wird sich wirklich ändern?

Auffällig ist, dass viele Klubs demonstrativ auf Bodenständigkeit setzen. Es wurde vergleichsweise wenig Geld für neue Spieler ausgegeben. Statt auf Stars setzt die Liga auf mehr Nähe zu den Fans, die Fußballer sollen geerdeter auftreten. Wenn die Anhänger dadurch mehr Autogramme ergattern, wird es sie freuen. Die wirklichen Probleme des deutschen Fußballs wird die Sympathie-Offensive aber nicht lösen. Hier ist die neue Bescheidenheit vielleicht sogar der völlig falsche Weg. Eigentlich bräuchte es mehr Mut, mehr Selbstbewusstsein, mehr Spitze statt Breite - auch wenn das öffentlich nicht so gut ankommt. Der FC Bayern war in der vergangenen Saison wieder einmal das einzige deutsche Team, das im Europapokal gut mitmischte. Von den anderen konnte RB Leipzig mit dem Erreichen des Viertelfinales der Europa League noch einigermaßen zufrieden sein, der Rest blamierte sich mehr oder minder bis auf die Knochen. Dortmund flog im Achtelfinale gegen Salzburg raus, für Hertha, Köln und Hoffenheim war bereits nach der Vorrunde Schluss: ein sportliches Desaster.

Vergrößert wurde die Sorge um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Teams noch durch die WM. Nach dem unterirdischen Auftritt der DFB-Truppe war auch das große Schutzschild der vergangenen Jahre weg. Wenn es bei den Vereinen international nicht lief, wurde eben auf die erfolgreiche Nationalmannschaft verwiesen. Das geht jetzt nicht mehr. Es muss sich was ändern. Nur was? Die Verursacher der Misere wurden erkannt. Es sind, "Überraschung!", die Fußballer. Genau genommen soll es die mangelhafte Einstellung einiger Spieler zu ihrem Beruf sein, der zu den schlechten Ergebnissen geführt hat. Bei der Nationalmannschaft soll bis tief in die Nacht die Playstation gelaufen sein. Und überhaupt seien die Spieler vor allem an ihren Auftritten im Internet interessiert und nicht mehr genug an ihrem Beruf. Einige Vereine haben reagiert. Es gibt Handy-Verbote, neue Social-Media-Vorschriften und überhaupt neue Benimmregeln für das Miteinander im Team - und mit den Fans. Das ist aber alles Käse. Auf der ganzen Welt hängen Fußballer viel an ihrem Handy und schreiben ihren Fans, wie es ihnen gerade so geht. Viele treffen auf dem Fußballplatz dennoch ins Tor. Kurioserweise sind es oft gerade die echten Paradiesvögel, die besonders gut spielen. Der französische Stürmerstar Kylian Mbappé stellte auch Urlaubsfotos ins Netz.

Das ist bei ihm aber natürlich nicht schlimm - er wurde schließlich Weltmeister. Die Wahrheit ist vermutlich eine ganz andere. Die Klubs aus anderen Ländern haben Spieler, die genauso viel im Internet, aber einfach bessere Fußballer sind. Die Bundesliga hat in den vergangenen Jahren rauf und runter diskutiert, wie böse Investoren sind. In dieser Zeit haben sich Investoren in anderen Ländern freudig breit gemacht und die besten Spieler eingekauft. Deswegen sollte sich in Deutschland jetzt auch keiner darüber beschweren, dass die anderen gewinnen. Die neue Bodenständigkeit ist ganz nett - mehr nicht. Es könnte sogar sein, dass endgültig die große Langeweile ausbricht. Wenn der FC Bayern wieder mit riesigem Abstand Meister wird und wenn - bis auf die Münchner - wieder alle früh im Europapokal ausscheiden, dürfte das Gemecker erneut groß sein. Manchmal ist Bescheidenheit auch nur ein Vorwand, um kein Risiko eingehen zu müssen. Ganz ohne Risiko geht es im Fußball aber nicht.

Quelle: Mittelbayerische Zeitung (ots) von Jürgen Scharf

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