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Börsen-Zeitung: Aktiv und passiv - Kommentar zum Strukturwandel in der Fondsindustrie

Archivmeldung vom 03.02.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.02.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Das vergangene Jahr war ein gutes für aktive Fonds. So schlugen laut der Ratingagentur Scope Analysis immerhin 53% von betrachteten 2100 Aktienfonds 2017 ihre Benchmark. Und nach Abflüssen von mehr als 73 Mrd. Euro in 2016 konnten aktive Aktienfonds im vergangenen Jahr in Europa knapp 63 Mrd. Euro an neuen Geldern einsammeln. Indes, die passiven Produkte, Indexfonds und börsengehandelte Fonds (ETF), wuchsen gemäß den Daten von Morningstar mit Zuflüssen von gut 104 Mrd. Euro auf der Aktienseite auch 2017 stärker als die aktiven.

Selbst im verhaltenen Aktienjahr 2016 hatten die passiven Aktienfonds in Europa noch Zuflüsse von knapp 30 Mrd. Euro verbucht. Passiv wächst also auch in Europa stärker. Bei Aktienfonds beträgt der Anteil der passiv verwalteten Assets bereits 26,2%. Doch bleibt der alte Kontinent noch hinter den USA zurück, wo aktive Fonds zuletzt drei Jahre in Folge Abflüsse hinnehmen mussten und beinahe die Hälfte der verwalteten Mittel bei Aktienfonds passiv angelegt sind.

In Europa könnte nun die EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II mit ihren verstärkten Transparenzvorschriften den Trend zu passiv verstärken und zu einem zusätzlichen Wachstumsschub für die preisgünstigen Indexfonds führen. Doch das ist dann eine Frage für die Fondsindustrie. Den Anleger interessiert vor allem, was für ihn besser ist, aktiv oder passiv.

Bei Aktienfonds kommen fast alle Untersuchungen zu einem klaren Ergebnis: Langfristig, über einen Zeitraum von zehn Jahren und mehr, schneiden die passiven Fonds mehrheitlich besser ab als die aktiven. Dies ist auch leicht nachzuvollziehen, sind doch aktive Produkte mit wesentlichen höheren Managementgebühren belastet als die passiven Aldi-Fonds. Laut den Untersuchungen von Morningstar, die auch inzwischen mangels Erfolg geschlossene Produkte miteinbeziehen, erzielen nur rund 20% der aktiven Aktienfonds über zehn Jahre eine Outperformance gegenüber dem Durchschnitt der passiven. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch der ETF-Anbieter Lyxor.

Wenn auch die Masse der aktiven auf Dauer schlechter abschneidet, so gibt es doch über die Jahre erfolgreiche aktive Fondsmanager oder entsprechende Teams, die outperformen. Diese überdurchschnittlichen Fondslenker sind auch häufig bekannt. So zählen bei deutschen Standardwerten Tim Albrecht von der Deutschen Asset Management oder der zu Berenberg gewechselte Henning Gebhardt zu den aktiven Stars. Mit deutschen Nebenwerten sind zum Beispiel Michael Muders von Union Investment oder Olgerd Eichler von Mainfirst überdurchschnittlich erfolgreich. Auch mit quantitativen Ansätzen gelingt es ausgewählten aktiven Managern, den Index auf Dauer zu schlagen. Doch bestehen auch bei guten, erfahrenen aktiven Managern stets Risiken, dass ein überdurchschnittliches Abschneiden nicht mehr anhält. Ein Fonds mag zu groß werden, damit eine gewählte Strategie noch funktioniert. Erfolgreiche Fondsmanager können den Arbeitgeber wechseln. Und vorübergehende Schwächephasen sind ohnehin immer möglich. Somit sind passive Indexfonds so etwas wie die sichere Variante. Auch wenn klar ist, dass keine Outperformance erzielt wird, besteht auch kein Risiko einer signifikanten Underperformance.

Dass Kosten auch für das Abschneiden von aktiven Fonds eine wesentliche Rolle spielen, wird bei der Diskussion um aktiv oder passiv mitunter übersehen. So schneiden günstige aktive Fonds laut Untersuchungen von Morningstar deutlich besser ab als teure. Dies bleibt auch den Konstrukteuren von Multi-Asset-Lösungen nicht verborgen. "Was man bei den Kosten spart, hat man als Performance direkt im Portemonnaie", sagt Marc Schaffner, Portfolioanalyst bei der UBS. Kosteneffizienz sei eine wichtige Voraussetzung für den langfristigen Erfolg. Der Multi-Asset-Spezialist betont: "Wer den Fokus auf die Managementgebühren legt, kann seine Rendite langfristig und systematisch steigern."

Institutionelle Investoren haben bei aktiven Fonds gegenüber Privatanlegern einen Vorteil. Über spezielle Insti-Tranchen können sie die Kosten eines Fonds merklich senken und ihre Performance erhöhen. Hingegen mindern Bestandsprovisionen, insbesondere wenn sie hoch ausfallen, den langfristigen Wertzuwachs eines Fonds. Alles in allem können Anleger die günstigen passiven Fonds als Kerninvestments einsetzen; eine deutliche negative Abweichung zum Index tritt hier eben nicht ein. Bei aktiven Fonds gilt es genau hinzuschauen: Ist der Manager überdurchschnittlich erfolgreich und ufern die Kosten nicht aus. Nur dann machen aktive Produkte noch Sinn.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Werner Rüppel

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