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Börsen-Zeitung: Keiner ist schuld

Archivmeldung vom 03.11.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.11.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Nein, Peanuts sind 55,5 Mrd. Euro wahrlich nicht, auch wenn es sich dabei nicht um offene Handwerkerrechnungen, sondern um Staatsschulden oder Nichtschulden handelt. Als vor wenigen Tagen ein "Rechenfehler" in dem beeindruckenden Ausmaß besagter 55,5 Mrd. bei der Bad Bank der verstaatlichten Hypo Real Estate HRE offenkundig wurde, war die Empörung groß. Können denn diese übergeschnappten Banker, die ihr Institut mit 180 Sachen krachend an die Wand gesetzt haben, nicht einmal rechnen, fragte sich das verblüffte Volk.

Und bekam als Antwort das vielstimmige Schauspiel der verfolgten Unschuld vorgeführt. Keiner der Beteiligten sah irgendwelche Schuld bei sich - weder die HRE als Dienstleister noch die FMS Wertmanagement als Bad Bank, bei der die Bilanzfehler offenkundig geworden waren. Auch die Wirtschaftsprüfer von PwC haben nach eigenem Bekunden "sachgerecht" testiert. Keiner Schuld ist sich auch die Finanzmarktstabilisierungsanstalt als Aufsichtsbehörde bewusst - und noch weniger Verantwortlichkeit kann das Finanzministerium als Eigentümer des Ganzen bei sich erkennen.

Das alles ist zwar verständlich, aber mindestens genauso absurd wie das Unvermögen, saldierte Berechnungen von nicht-saldierten zu unterscheiden. Noch absurder ist der Versuch von Finanzminister Wolfgang Schäuble, diese satte Milliardendifferenz, die die Schuldenquote Deutschlands in diesem Jahr um 2,6 Punkte auf 81,1% senkt, als reines Kommunikationsproblem kleinzureden. Garniert mit dem Sahnehäubchen, er wolle keine Schuldzuschreibungen vornehmen. Keiner hat also Schuld, ist nunmehr regierungsamtlich.

Abgesehen davon, dass Kommunikationsprobleme, wie etwa die Emser Depesche, schon Kriege zur Folge hatten, kann Schäuble doch nicht ignorieren, dass der FMS-Vorstand auf Basis offenkundig nicht überprüfter Zahlen - weder vom ihm, noch von PwC - einen Abschluss unterzeichnet hat. Und dafür haften muss. Da die FMS ein Wahlrecht hat zwischen einer saldierten und unsaldierten Bilanz, muss der Vorstand nachfragen, welche Zahlen er geliefert bekommt - netto oder brutto. Und ist es nicht vornehmste Aufgabe der Wirtschaftsprüfer, alles sorgfältigst zu begutachten? Solche Großzügigkeiten bei einer Bank, die ein faules Portfolio von reichlich 160 Mrd. Euro abwickeln soll, kann sich dieses Land nicht leisten. Und einen Verantwortlichen, der das alles nonchalant absegnet, auch nicht. Das muss anders werden, wenn die letzten Bande zwischen HRE und FMS in zwei Jahren gekappt werden.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)

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