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Westdeutsche Zeitung: Freiwillige können den Zivildienst nicht ersetzen

Archivmeldung vom 27.06.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.06.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Meistens dauert es nicht sehr lange, bis sich schlechte Ideen als solche herausstellen. Im Falle der Abschaffung des Wehrdienstes ging das sehr schnell. Denn kaum war beschlossen, dass junge Männer nach Schule oder Ausbildung nicht mehr zum "Bund" müssen, kam auch schon kaum jemand mehr. Nun wissen die Generäle von heute schon nicht mehr, wie sie die Generäle von morgen rekrutieren sollen.

Und ab 1. Juli wird ein weiterer Malus der übereilten Bundeswehrreform offenbar. Denn ohne Wehrpflicht keine Pflicht zum Zivildienst. Um das auszugleichen, hat die Regierung den Bundesfreiwilligendienst erfunden. Aber den will kaum jemand leisten. Nun schlagen die Sozialdienste Alarm, kritisieren ihrerseits zu Recht die Guttenberg'sche Reform im Schweinsgalopp. Zwar sei die Qualität etwa in der Pflege nicht gefährdet, für "humanitäre Extras" wie Spaziergänge oder längere Gespräche aber gebe es womöglich kein Personal mehr, heißt es. Das ist eine bedrückende Vorstellung.

In dieser Situation ist guter Rat teuer - im wahrsten Sinne. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich bis 2012 die 35 000 benötigten Freiwilligen finden, die für das Taschengeld in Höhe von 330 Euro im Monat die Arbeit von Zivis erledigen.

Ohnehin passt Freiwilligkeit nicht zu dem, was Schülern in den vergangenen Jahren erzählt worden ist. Zu lange Schulzeiten, zu lange Studienzeiten, zu wenige Einzahler in die Rentenkasse. Also werden Gymnasiasten jetzt innerhalb von acht statt neun Jahren zum Abitur geführt, und das universelle Studium ist in vielen Fachbereichen einer verschulten Wissensvermittlung bis zum Bachelor gewichen.

Es wird sich mithin kaum vermeiden lassen, die Folgen einer verkorksten Bundeswehrreform mit Hilfe des Steuerzahlers zu mildern. Die Freiwilligen müssen besser bezahlt und sollten bei der Suche nach einem Studienplatz für ihren Einsatz belohnt werden. Und auch für die Bundeswehr gilt, dass Mäuse mit Speck gefangen werden. Die Besten kosten mehr. Das ist auch bei Schülerinnen und Schülern so. Und die Bundeswehr ist auch auf gut gebildete Rekruten angewiesen.

All das müssen jene gewusst haben, die viel zu schnell aus der Wehrpflicht ausgestiegen sind. Warum sie es dennoch taten, bleibt ihr Geheimnis.

Quelle: Westdeutsche Zeitung (ots)

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