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Berliner Morgenpost: Deutschland hat doch schon eine "Bad Bank"

Archivmeldung vom 02.02.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.02.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Auch wenn der Bürger sich daran gewöhnt hat, dass die Staatsmilliarden hierzulande so großzügig verteilt werden wie Beruhigungspillen in der Psychiatrie, so lohnt es doch, im Falle Hypo Real Estate genauer hinzuschauen.

Unfassbare 92 Milliarden Euro, also fast zwei Konjunkturpakete, hat HRE bereits an Beihilfen und Garantien verschlungen - ein Institut, das laut Geschäftsbericht 2007 für 63 Milliarden Euro Immobilien finanziert und für 146 Milliarden Pfandbriefe ausgegeben hat. Man muss kein Hellseher sein, um zu ahnen, dass der Boden des Fasses noch immer nicht zu sehen ist. Höchste Zeit, den Fall der HRE ganz neu zu betrachten. Nach wie vor herrscht die Ansicht vor, deutsche Geldhäuser seien eher Opfer einer Krise, die aus den USA und Großbritannien nach Mitteleuropa schwappte. Die HRE indessen erweist sich mehr und mehr als eines der Epizentren dieser Weltkrise. Wenn der Staat für nahezu die Hälfte des HRE-Geschäftsvolumens gerade steht, liegt der Verdacht nahe, dass eine Filiale des globalen Kasinos mitten in Deutschland operierte. Im Schutz einer leeren Hülle trieben Hasardeure offenbar ihre Milliardenspiele. In der kurzen Geschichte der HRE lässt sich der Ablauf der Krise im Zeitraffer studieren. In Bankenkreisen galt die HRE seit ihrem Börsengang 2003 als Schrottplatz des Finanzmarktes. Hier lagerten deutsche Subprime-Kredite der Münchner HypoVereinsbank, die zur Jahrtausendwende in die Schlagzeilen geriet, weil sich Zehntausende Anleger geprellt sahen: Mit Hilfe von Drückerkolonnen waren minderwertige Immobilien zu überhöhten Preisen an den kleinen Mann gebracht worden. 2003 wurden die Risiken getrennt. Die halbwegs sauberen Geschäfte verblieben bei der Bank, die wenig später von der italienischen UniCredit übernommen wurde; der Schmutz wurde in die HRE gefegt. Die Besitzer größerer HRE-Aktienpakete waren an wenig seriösen Standorten wie Cayman-Inseln oder Bermudas zuhause. Schon 2004 verkaufte die HRE notleidende Kredite in die USA, für damals fantastische vier Milliarden Euro, eben jene Produkte, die im Zentrum der Krise stehen. Es gibt bis heute offenbar genug davon im HRE-Portfolio. Damit war 2007 Schluss. Die HRE bekam als erste deutsche Bank keine Kredite mehr von anderen Geldhäusern. Alle wussten um die Zockerbude. Seither hängt die HRE am Tropf des Staates. Die alles entscheidende Frage: Welche deutsche Bank ist, über welche Beteiligungen auch immer, wie eng mit der HRE verbandelt? Warum entsendet Josef Ackermann einen seiner besten Nachwuchsleute, Axel Wieandt, an die Spitze eines Müllhaufens? Was schlummert da noch? Die Debatte über eine "Bad Bank", in der die faulen Eier deutscher Banken ausgelagert werden, dürfte jedenfalls hinfällig sein. Deutschland hat bereits eine mit Steuergeld betriebene Seuchenbank: die Hypo Real Estate.

Quelle: Berliner Morgenpost

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