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Badische Neueste Nachrichten: Wie viel ist alles?

Archivmeldung vom 30.07.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.07.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Euro-Krise treibt seltsame Blüten. So fordert Spanien jetzt die Deutschen auf, mehr Einsatz und Solidarität zu leisten. Da scheint jemand zu übersehen, dass ohne die deutschen Milliardenhilfen das Euro-System längst kollabiert wäre. Der gemeinsame Schwur von EZB, Frankreich und Deutschland, "alles" zur Euro-Rettung zu unternehmen, soll beruhigen. Aber wie viel ist alles?

Der spanische Europaminister Iñigo Mendez de Vigo hat sich mit seinem Tadel an die deutsche Adresse schwer vergriffen. Sein Vergleich, auch Deutschland habe nach dem Zweiten Weltkrieg ausländische Hilfe erhalten, hinkt. Offenbar meinte er damit den Marshallplan von 1948, mit dem die USA Kredite, Rohstoffe und Lebensmittel bereitstellten, um dem zerstörten Europa Anstöße für seinen Wiederaufbau zu geben. Diese Parallele ist historischer Humbug. Im Nachkriegseuropa litt kein Land, weil es über seine Verhältnisse gelebt hatte, sondern weil alle darbten. Heute erinnert auch niemand die Spanier an ihre Raubzüge im 16. Jahrhundert, als sie Silber und Gold tonnenweise aus Amerika erbeuteten. Der Debattenbeitrag aus Madrid ist lediglich ein weiterer Beleg für einen Diskurs, bei dem die Logik aus dem Ruder läuft. Ernst gemeint scheint dagegen das deutsch-französische Versprechen, man wolle "alles" tun, um den Euro zu schützen. Ähnlich hatte sich zuvor auch Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), geäußert. Wenn das mehr als eine offizielle Beruhigungspille sein sollte, stellt sich die Frage, welche ergänzenden Hilfsmaßnahmen damit gemeint sein könnten. Sind bisher noch nicht genügend Milliarden eingesetzt worden, drohen weitere Nachschüsse? Angela Merkel und François Hollande gaben der EZB überraschend grünes Licht für den Ankauf von Staatsanleihen der kriselnden Schuldenstaaten. Damit segnet Deutschland einen weiteren Verstoß gegen seine eigenen Prinzipien ab. Denn eigentlich bleibt es der EZB verboten, sich als Staatsfinanzier zu betätigen. Über die Bedenken der Deutschen Bundesbank, im EZB-Rat leider in der Minderheit, setzte sich die Kanzlerin hinweg - ein weiterer fataler Schritt in Richtung Schuldenunion. Dass die EZB als Feuerwehr einspringt, beruhigt die Finanzmärkte nur kurzzeitig. Denn Draghis Vorrat an Löschwasser ist begrenzt. Er reicht allenfalls bis September, wenn über Griechenland entschieden werden muss und das Bundesverfassungsgericht sein Urteil fällt. An den Schuldenbergen, den Reform- und Sparzwängen kann sich niemand vorbeidrücken.

Quelle: Badische Neueste Nachrichten (ots)

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