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Rheinische Post: Lehman Brothers, Greek Brothers

Archivmeldung vom 29.04.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.04.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Geschichte wiederholt sich doch, wenn auch als Farce. 2008 stufte die Ratingagentur Moody's die Kreditwürdigkeit der US-Bank Lehman Brothers derart herab, dass jegliches Vertrauen in das Institut verschwand. Die Lehman-Pleite löste die Finanzkrise aus, die Weltwirtschaft sucht immer noch ihr Gleichgewicht. Nun folgt auf die Pleitebank der Pleitestaat Griechenland, die Greek Brothers beerben sozusagen die Lehman Brothers.

In atemberaubender Geschwindigkeit erhöht sich der Finanzbedarf Griechenlands. 80, 100, 120, gar 135 Milliarden - bei den Griechenland-Beratungen ging es gestern zu wie auf einem Basar. Nur leider ist es kein Handel, bei dem die Euroländer die Wahl haben, nein zu sagen. Auch Deutschland wird zum Entsetzen seiner fassungslosen Steuerbürger zahlen müssen. Derzeit ist von 25 Milliarden die Rede. Wer fordert mehr? In der Griechenland-Krise zeigt sich die Problematik der Eurozone. Sie ist ein Schönwettersystem, ein in erster Linie politisches und nicht ökonomisches Konstrukt. Um der ohne Zweifel wertvollen europäischen Einigung willen wurde der Eurovertrag sehenden Auges in der romantischen Annahme gestaltet, die Mitgliedsstaaten hielten sich an die Vertragsbedingungen und würden nicht tricksen, täuschen, tarnen. Griechenland liefert als erster Eurostaat den Beweis des Gegenteils, aber auch spanische, portugiesische, sogar deutsche Haushalte missachteten häufig die selbstgezogenen Grenzen. Die Schuldenbremse etwa, auf die unsere Politiker stolz verweisen, ist noch kein Jahr alt und greift erst 2011. Könnte oder sollte man gar Griechenland nicht retten? Die Idee, den Staat aus der Eurozone zu drängen, klingt plausibel - und verlockend. Der immer flockig formulierende Wirtschaftsprofessor Sinn etwa meint: "Eine Pleite Griechenlands werden wir gar nicht merken." Das mag für die deutsche Exportwirtschaft weitgehend zutreffen, anderweitig würden wir die Folgen sehr wohl spüren. Erstens: Der deutsche Steuerzahler ist ohnehin in Haftung. Zahlreiche Banken, allen voran die teilweise oder gänzlich in Staatsbesitz befindlichen Hypo Real Estate, Commerzbank oder die Landesbanken müssten bei einer Griechenland-Pleite Milliarden abschreiben. Eine Welle von Bankenpleiten drohte. Zweitens: Fällt Griechenland, bricht in Euroland Panik aus. Auch Portugal, Spanien, vielleicht gar Italien wären bedroht, die Eurowirtschaft würde den nächsten Absturz erleben. Die konjunkturelle Erholung, ohnehin schockgefroren, wäre vorbei. Drittens: Der Euro lebt auch vom zäh gewachsenen Vertrauen in die Stabilität der Währung. Schwindet das Vertrauen, ist der Euro am Ende. Ein wichtiger deutscher Banker beschreibt die Gefahr ohne sein gewohnt gewinnendes Lächeln in der Sprache der Finanzwelt mit "unintended consequences". Übersetzt: Keiner weiß, was dann auf uns zukäme.

Quelle: Rheinische Post

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