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Virtù und Fortuna

Archivmeldung vom 17.02.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.02.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić

Nach der Deutschen Bank ist nun auch die Commerzbank wieder obenauf. Hier wie da macht es die Mischung interner und externer Faktoren. Als "Virtù und Fortuna" bezeichnet der Philosoph und frühe Führungskräfte-Coach Niccolò Machiavelli diese in seinem bekanntesten Werk. Unter "Virtù", das vom Lexikon unzureichend als "Tugend" ins Deutsche übersetzt wird, versteht der Renaissance-Denker auch Entschlossenheit, Fleiß, strategische Weitsicht und auch Tapferkeit.

Eigenschaften also, zu deren Beweis Commerzbank-Chef Manfred Knof und Finanzchefin Bettina Orlopp bei ihrem Stab zahllose Powerpoint-Folien in Auftrag gegeben, Investorengespräche geführt und Auftritte vor Journalisten absolviert haben. Was funktioniert, um einem frisch gebackenen Fürsten im Haifischbecken der italienischen Kleinstaaterei des 16. Jahrhunderts die Herrschaft zu sichern, taugt auch, um das Narrativ eines Turnarounds für die Kapitalmärkte zu entwickeln.

Tatsächlich ist es der Commerzbank in beeindruckendem Tempo gelungen, die Stimmung zu ihren Gunsten zu drehen. Wer hätte es nach den gescheiterten Fusionsgesprächen mit der Deutschen Bank, dem polternden Auftritt des Großinvestors Cerberus und der darauffolgenden Führungskrise für möglich gehalten, dass das Institut keine zwei Jahre später in der Lage sein würde, ein glaubwürdiges Szenario für eine eigenständige Zukunft zu entwerfen?

Viel anderes blieb ihr auch nicht übrig. Nachdem die nationale Großbankenfusion beerdigt war, fand sich auch im europäischen Ausland kein einziger ernsthafter Interessent. Dafür aber nicht nur ein, sondern gleich zwei pensionierte Banker, die fest entschlossen waren, die Commerzbank vor dem Untergang zu bewahren. Ohne den gesundheitsbedingt bald wieder ausgeschiedenen Aufsichtsratschef Hans-Jörg Vetter und seinen Nachfolger Helmut Gottschalk wäre das Institut vielleicht nur noch ein trauriges Kapitel der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Stattdessen ebneten die beiden durch die harte Schule der Verbundbanken gegangenen Strategen dem neuen Management den Weg für die Sanierung der Commerzbank.

Den Börsenerfolg, der in einem Kursanstieg von fast 70 % innerhalb von zwölf Monaten zum Ausdruck kommt, allein auf die Restrukturierung zurückzuführen, greift jedoch zu kurz. Es brauchte wie immer im Leben auch bei der Commerzbank Fortuna - das Glück, als Bank des deutschen Mittelstands vor der Zinswende in der Eurozone mit der richtigen Story am richtigen Ort zu sein.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)  von Anna Sleegers

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