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Börsen-Zeitung: Nasenstüber für Piëch

Archivmeldung vom 28.06.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.06.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Da wird VW-Patriarch Ferdinand Piëch seit Jahren von den Aktionärsschützern wegen mangelhafter Corporate Governance unter Feuer genommen - und wer bringt ihn nun zur Räson? Es sind die EU-Wettbewerbshüter, die dem gegen die Regeln guter Unternehmensführung verstoßenden Treiben einen Riegel vorschieben: Piëchs Wunschkandidaten aus dem VW-Vorstand dürfen wegen ihrer Board-Tätigkeit bei Scania nicht in den MAN-Aufsichtsrat gewählt werden, solange keine fusionskontrollrechtliche Freigabe vorliegt.

Das hat gesessen. Und dabei haben es die Brüsseler Wettbewerbshüter nicht bei einem sanften Hinweis belassen, wie Volkswagen suggeriert; vielmehr wurde vor Augen geführt, dass sich ein Verletzen der EU-Gesetze negativ auf den Genehmigungsprozess auswirken könnte, sollte Piëch seine Kandidaten in Vorwegnahme eines positiven Beschlusses zur Lkw-Allianz durchdrücken. Der Plan war zu dreist: Volkswagen wollte die Kontrolle übernehmen, bevor die Fusion überhaupt in Brüssel angemeldet war - so lassen sich die Wettbewerbshüter nicht vorführen. Also verpassten sie Piëch einen Nasenstüber.

Die Kehrseite der Medaille: Den Anteilseignern wird anschaulich vorgeführt, welch stumpfes Schwert der Corporate Governance Kodex darstellt. Vom Gegenantrag der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) blieb Piëch unbeeindruckt, die implizite Androhung von Strafmaßnahmen sowie mögliche Fusionsauflagen ließen den 74-Jährigen kurzfristig einlenken.

Und so kam es, dass VW-Chef Martin Winterkorn und CFO Hans Dieter Pötsch auf der Hauptversammlung herumsaßen wie bestellt und nicht abgeholt. Eigentlich sollten sie sich den Aktionären als neue Kontrolleure vorstellen und dann auf der konstituierenden Sitzung des Gremiums weitere Pflöcke für die Lkw-Allianz einschlagen. Das muss nun warten, bis Brüssel grünes Licht für eine Zusammenarbeit mit Scania gibt. Auch das ist kein Selbstläufer, untersucht die Behörde doch bereits mögliche Wettbewerbsverstöße in der europäischen Lkw-Industrie.

Die Berufung weiterer VW-Vertreter in den MAN-Aufsichtsrat ist aber nur aufgeschoben, sofern das Vorhaben nicht komplett untersagt wird. Die nun gewählten Notkandidaten werden ihre Plätze räumen, wenn Piëch das will. Für die angestrebte Lkw-Allianz bedeutet Piëchs voreiliges Handeln nichts Gutes, hat er die Kartellwächter damit doch geradezu herausgefordert, das Fusionsvorhaben genauestens zu prüfen. Das könnte Zeit kosten.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)

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