Pazifistische Kunst im Kalten Krieg 2.0
“Die Lyrische Beobachtungsstelle” von Paul Clemente: "Wer eine frühere Dracula-Verfilmung gesehen hat, dem fiel vielleicht auf: Der alte Graf besitzt eine riesige Schlossbibliothek. Und mancher fragt vielleicht: Was für Bücher stehen dort? Was mag ein Untoter lesen? Tatsächlich wurde ein Buch genannt. Aber nicht in Bram Stokers „Dracula“-Roman, sondern in der Fortsetzung „Gräfin Dracula“ - verfasst von der Jungautorin Carol Borland während der frühen Dreißiger Jahre. Borland hatte die Geschichte in ihre Gegenwart verlegt. So konnte ein Besucher in Draculas Bibliothek den Roman „Im Westen nichts Neues“ finden. Ja, richtig, den Remarque-Klassiker von 1928. Hat sich Dracula anscheinend direkt nach Erscheinen gekauft."
Clemente weiter: "Natürlich leuchtet diese Lektüre ein: Denn wo fließt mehr Blut als im Krieg? Das Schlachtfeld als Vampir-Paradies: Löscht den ganz großen Durst. Mehr noch: Dracula müsste bei der Lektüre vor Neid erblasst sein: Im Vergleich zu kriegsführenden Politikern ist sein Blutkonsum lachhaft gering. - Eine ähnliche Gleichung präsentierte der französische Regisseur Jean-Luc Godard: Zu dem Film „Deutschland im Jahre Null“, der Berlin anno 1947 als Trümmerwüste zeigt, assoziierte er: „Berlin, das ist Draculas Grab.“ Ja, hatten die Monster im Reichstag nicht millionenfach Blut fließen lassen? In nicht mehr messbarer Menge?...[weiterlesen]
Quelle: apolut von Paul Clemente