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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum VW-Urteil

Archivmeldung vom 23.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Da können sich Fernsehrichter wie Barbara Salesch und Alexander Holt noch so anstrengen: Die Wirklichkeit ist immer ein Stück farbiger und spannender als das Geschehen auf der Mattscheibe.

Wegen des durch die Angeklagten in den Gerichtssaal hereinscheinenden Rotlichts gilt das allzumal für die Prozesse gegen ehemalige VW-Manager. Doch die wilden Partys, die großzügigen Geschenke, die Liebesreisen nach Brasilien und ähnlich lustvolle Aktivitäten, die nun richtigerweise von den Richtern Tat für Tat abgeurteilt werden, interessieren nicht nur wegen ihres Sensationscharakters. Wichtiger ist die Frage, ob hinter den persönlichen Verfehlungen ein System steht. Im Falle von Volkswagen lässt sich diese Vermutung bestätigen. Mit den »Vergünstigungen« hat sich Personalvorstand Peter Hartz die Belegschaft gefügig gemacht. Es genügte, sich den Betriebsratschef zu kaufen. Welche Belegschaft organisiert schon Widerstand gegen die eigene Vertretung im Betrieb? Auf den ersten Blick erscheint das Ergebnis sogar aus Arbeitnehmersicht noch nicht einmal so schlecht. Mit Hilfe des »Systems Hartz« wurden bei Volkswagen zigtausend Arbeitsplätze gesichert und in der Kampagne »5000 mal 5000« sogar neue geschaffen. Dabei gehören die VW-Mitarbeiter unterm Strich nach wie vor zu den besserverdienenden Arbeitnehmern in Deutschland. Trotzdem ist die VW-Affäre ein Lehrstück dafür, dass der Zweck nur in Ausnahmefällen die Mittel heiligen darf. Am Ende ist nämlich nicht nur das Vertrauen der Belegschaft in die Führung - Vorstand und Betriebsrat - erschüttert. Solche groben Verstöße ruinieren auch allgemein den Glauben an eine saubere Wirtschaft. Die »da oben«, so das ohnehin verbreitete Gefühl vieler Menschen, stecken ohnehin den größeren Teil immer in die eigene Tasche. Leider markieren die VW-Prozesse auch eher den Anfang als das Ende der langen Reihe »Wirtschaft vor Gericht«. Bei den Verfahren gegen korrupte Siemens-Manager werden noch viel höhere Geldbeträge zu verhandeln sein. Das wird, so viel steht bereits fest, nicht ohne großen Schaden für das Ansehen der Gesamtwirtschaft abgehen. Ähnliches gilt beispielsweise für die Prozesse wegen Betrugs und Bilanzfälschung beim einst größten europäischen Möbelhersteller Schieder, die im Laufe dieses Jahres beginnen werden. Von der anderen Prozessreihe gegen die Steuerhinterzieher in der Liechtenstein-Connection sind die Dimensionen erst in Umrissen erkennbar. Trotz allem gibt es keinen Grund, nach der Politik- nun eine Wirtschaftsverdrossenheit herbeizuschreiben. Auch wenn noch mehr Einzelfälle zusammenkommen: Es bleiben vorläufig Einzelfälle. Die Mehrheit der Reichen verhält sich gesetzeskonform. Das gilt erst recht für die Arbeitgeber. Es wäre fatal, wenn als letzte Folge von »Wirtschaft vor Gericht« auch noch das positive Bild vom Arbeitsplätze schaffenden Unternehmer verloren ginge.

Quelle: Westfalen-Blatt

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