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Finger weg vom Preis

Archivmeldung vom 06.09.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.09.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Das Gute vorweg: Offenbar hat sich auch in der Bundesregierung die Erkenntnis durchgesetzt, dass dem Marktpreis eine wichtige Signalfunktion zukommt. Gerade an Märkten mit Knappheiten sorgt der Preis nämlich in aller Regel dafür, dass die Nachfrage eingedämmt wird und sich ein neues Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage herausbildet. Insofern ist es durchaus zu begrüßen, dass die Ampel-Koalition der Versuchung widerstand, einen echten Strompreisdeckel einzuziehen.

Nachdenklich muss allerdings stimmen, dass es für Privathaushalte am Ende doch einen Preisdeckel für Strom geben soll - zumindest was den nicht näher definierten Basisverbrauch betrifft. Auch zu dessen Höhe schweigt man sich in Berlin noch aus und verweist lieber darauf, dass man das Strommarktdesign ohnehin lieber auf Ebene der EU anpassen möchte, da Strom grenzüberschreitend gehandelt wird. Inwieweit das Wunschdenken ist, sei einmal dahingestellt.

Viel mehr verwundert, dass so getan wird, als habe sich die Politik im Zuge der Liberalisierung der Strommärkte zur Jahrtausendwende ausgedacht, wie sich der Strompreis künftig bildet. Ziel war es doch, dass sich der Preis für Strom nach den Gesetzen des freien Marktes bildet. Dass dieser Gleichgewichtspreis anschließend durch regulatorische Eingriffe wie beispielsweise die EEG-Umlage oder Entgelte für andere Leistungen noch verändert wurde und wird, ist eine andere Geschichte.

Erschreckend ist natürlich, dass der Preisbildungsmechanismus derzeit zur Explosion der Strompreise führt. Denn wie auf jedem funktionierenden Markt liegt der Marktpreis dort, wo sich Angebot und Nachfrage treffen. Ist zu viel Angebot auf dem Markt, wird der teuerste Anbieter seine Ware nicht los. Ist wie aktuell am Strommarkt zu wenig Angebot für die vorhandene Nachfrage da, steigt zwangsläufig der Preis, da auch Gaskraftwerke am Netz sind.

Natürlich ist die Problematik am Strommarkt vielschichtiger. Nicht nur, dass der Gaspreis durch den russischen Lieferstopp gerade durch die Decke geht. Zugleich stehen die Erzeugungskapazitäten in Europa nicht im üblichen Umfang zur Verfügung, da in Frankreich zahlreiche Atomkraftwerke nicht am Netz sind.

Dass die Mangelware Gas derzeit überhaupt noch zur Stromerzeugung genutzt wird, liegt aber auch daran, dass in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen vornehmlich Erdgas als Brennstoff eingesetzt wird. Neben Strom produzieren diese Anlagen auch Wärme, welche die Industrie in ihren Produktionsprozessen benötigt. Der Brennstoff in diesen Anlagen ist nicht beliebig austauschbar.

Das spielte den Betreibern von Solar- und Windkraftanlagen sowie Kohleverstromern bislang in die Hände, strichen sie doch satte Gewinne ein, weil die teuren Gaskraftwerke den Strompreis setzten. Von daher wäre es naheliegend, Gaskraftwerke vorübergehend von der Preisbildung am Strommarkt auszuschließen. Zumal die Strompreise inzwischen solche Höhen erreicht haben, dass der Terminmarkt auszutrocknen droht. Viele Stromerzeuger sind schlicht nicht mehr in der Lage, die Liquidität für die hohen Sicherheitsleistungen für Termingeschäfte zu beschaffen. Der Terminmarkt ist es aber, der den Strommarkt beruhigen könnte.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)

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