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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Lage in Simbabwe

Archivmeldung vom 08.12.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.12.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Seit 28 Jahren regiert er nun schon Simbabwe: der 84-jährige Robert Mugabe, der anfangs noch als afrikanischer Freiheitskämpfer gefeiert wurde. Der Niedergang des fruchtbaren Landes begann mit Mugabes Erlass, treu ergebenen Vasallen, den so genannten »Veteranen«, Land und Farmen zu versprechen.

Weiße Farmer, die nicht freiwillig gingen, wurden verprügelt und ermordet. Aus einem afrikanischen Vorzeigestaat, der Getreide exportierte, ist 30 Jahre später ein Land geworden, in dem die Hälfte der noch nicht geflohenen etwa fünf Millionen Einwohner Hunger leidet. Das Chaos in Simbabwe ist mittlerweile perfekt. Der öffentliche Dienst ist völlig zusammengebrochen, die Wirtschaft am Boden, die Hyperinflation hat zu Massenarmut geführt. Dem massenhaften Ausbruch der Cholera steht das verarmte Land hilflos gegenüber. Viele Krankenhäuser haben aus Mangel an Medikamenten geschlossen, andere nehmen wegen Überfüllung keine Patienten mehr auf. Die Wasserwerke in der Hauptstadt Harare haben die Wasserversorgung bereits vor Tagen ganz eingestellt. Sie hatten keine Chemikalien zur Desinfektion mehr. Die katastrophalen Zustände hat Mugabe zu verantworten. Die verzweifelt um die Macht kämpfende Clique um den autokratischen Präsidenten, der über Jahrzehnte jede Opposition brutal unterdrückte, versucht nun, den Wahlsieger und designierten Ministerpräsidenten Morgan Tsvangirai mit allen Mitteln von der Macht fernzuhalten. Erst auf internationalen Druck willigte er in Koalitionsverhandlungen ein. Getroffene Vereinbarungen unterlief er immer wieder und verhinderte so bis heute die Bildung einer funktionsfähigen Koalitionsregierung. Vom südafrikanischen Staatenbund, der zwischen ihm und Tsvangirai vermitteln sollte, hatte Mugabe bisher nichts zu befürchten. Kritik an der Art und Weise, wie er sein Land in den Abgrund führt, ist von dort kaum zu hören. Die Erklärung ist einfach: Von den dort versammelten Regierungschefs sind nicht alle lupenreine Demokraten, die sich nicht selbst vor Sanktionen fürchten müssten. Da die afrikanischen Staaten nicht in der Lage seien, auf Mugabe Druck auszuüben, sei es an der Zeit, dass die internationale Gemeinschaft Mugabe aus dem Amt drängt, fordert nicht nur US-Außenministerin Condoleeza Rice. Solche Kritik prallte bisher an Mugabe ab. Er stützt sein Regime noch auf Armee und Polizei. Dass nun ausgerechnet ein Mann wie der südafrikanische Friedensnobelpreisträger, Erzbischof Desmond Tutu, angesichts der beängstigenden Lage in Simbabwe sich für militärische Gewalt ausspricht, um die Menschen von dem Despoten zu befreien, zeigt die ganze Dramatik der Situation. Eines sollte jedoch klar sein: Es ist keine Zeit mehr zu verlieren. Sonst wird sich die Welt wohl eines Tages voller Scham daran erinnern, dass sie tatenlos zugesehen hat, wie ein Mann ein ganzes Volk zugrunde richtet. So wie die Welt zu lange nur zugeschaut hat, als in den 90er-Jahren in Ruanda Hunderttausende von Menschen hingemetzelt wurden.

Quelle: Westfalen-Blatt

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