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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur WM in Katar

Archivmeldung vom 30.09.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.09.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Ist das noch Sport, oder ist das nur noch krank? Im Wüstenstaat Katar haben am Wochenende nur 40 von 68 Marathon-Läuferinnen das Ziel erreicht, beim 50-Kilometer-Gehen der Männer blieben 14 von 46 auf der Strecke. Weltklassesportler, die mit Rollstühlen von der Strecke gefahren werden, die Infusionen bekommen - wann hat man so etwas je gesehen?

Kameraleute, die das hätten filmen wollen, seien behindert worden, berichtete ARD-Reporter Burkhard Hupe. Das passt ins Bild. Es war ein Desaster mit Ansage. Wegen unmenschlich hoher Temperaturen und der enormen Luftfeuchtigkeit, die das kühlende Verdunsten des Schweißes auf der Haut verhindert, war die Leichtathletik-WM in Katar bereits in den Herbst verlegt worden. Weil das aber nicht reichte, um die Bedingungen halbwegs erträglich zu machen, mussten die Läufer jetzt mitten in der Nacht an den Start. Verrückt!

Packende Zweikämpfe, persönliche Bestzeiten, Weltrekorde - darum ging es in Doha am Wochenende nicht. Denn es half nichts, das Laufen zur Geisterstunde anzusetzen. Mehr als 30 Grad, mehr als 70 Prozent Luftfeuchte - da hieß es für die Läufer nur noch, irgendwie vorwärts zu kommen. Mindestens zwei Sportlerinnen waren schließlich so dehydriert, dass sie die Orientierung verloren. Insofern können sich jene Frauen und Männer, die aufgegeben haben, nur gratulieren, dass sie auf ihren Körper gehört und sich Schlimmeres erspart haben. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hat schwere Gesundheitsschäden der Läufer in Kauf genommen, als er dem Wüstenstaat, der mit Leichtathletik nichts am Hut hat und jetzt mit leeren Rängen leben muss, den Zuschlag gab.

 Gesundheitsschäden, die man wohl als Kollateralschäden zu buchen bereit war, denn es geht hauptsächlich, wer wüsste das nicht, ums Geld. Nach jahrelangen Ermittlungen ist der frühere IAAF-Präsident Lamine Diack (86) seit kurzem wegen Korruption und Geldwäsche angeklagt. Von 1999 bis 2015 führte der Senegalese den Verband, er soll unter anderem Bestechungsgelder für vertuschte positive Dopingtests erpresst haben. Untersucht werden außerdem mögliche Millionenzahlungen Katars an Diacks Sohn. Nach ihm wird schon länger international gefahndet. Stell dir vor, es ist WM, und keiner geht hin - so einfach ist das für Sportler leider nicht. Sie sind in großen Teilen gezwungen, sich dem zu unterwerfen, was Funktionäre und Verbände beschließen. Wozu das führen kann, hat man am Wochenende gesehen. Die Leichtathletik WM in Doha - sie wird mit einem einzigartigen Rekord in die Sportgeschichte eingehen: Die Siegeszeit der Marathon-Gewinnerin Ruth Chepngetich war mit 2:32:43 Stunden die langsamste in der WM-Geschichte - 17 Minuten über der Weltbestzeit.

Quelle: Westfalen-Blatt (ots)

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