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Börsen-Zeitung: Kaeser sollte an Bord bleiben

Archivmeldung vom 30.07.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.07.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Das Siemens-Personalkarussell dreht sich in dieser Woche mit hoher Geschwindigkeit. Am Montag musste bei der Medizintechnik-Tochter der Vorstand für Labordiagnostik seinem Abschied zustimmen, und am Mittwoch wird der Mutterkonzern Siemens wohl die Trennung von seiner Personalvorständin auch offiziell annoncieren.

Dies sind bedeutsame Weichenstellungen, keine Frage. Viel wichtiger für die Konzernstrategie ist jedoch, ob der Aufsichtsrat den Vertrag des Vorstandschefs Joe Kaeser über das Jahr 2021 hinaus verlängert. Er sollte es tun, und zwar schnell. Voraussetzung ist, dass Kaeser nochmals in den Ring steigen will. Ein 62-Jähriger muss sich derlei gut überlegen. Nur: Kaeser kann kein Interesse daran haben, ein Flickwerk zu hinterlassen. In diesem Zustand aber befindet sich aktuell das Konglomerat. Die Transformation läuft, aber eben nicht von allein. Das Kraftwerksgeschäft gilt es auf eigene Beine zu stellen, für die Bahntechnik wird eine strategische Lösung gesucht, und die beiden industriellen Kernsektoren stehen vor einer Umwälzung ihres operativen Geschäfts.

Ginge Kaeser im Jahr 2021, nähme er einen ramponierten Ruf mit: Noch ist die Transformation kein nachweisbarer Erfolg. Die operative Marge stagniert, der Cash-flow schwächelt. Die skeptische Bewertung im Aktienmarkt ist Resultat dieses Zustands. Doch die Chancen sind gut, dass diese Misserfolge lediglich Ausdruck einer Übergangsphase sind. Die Ernte steht bevor.

Was soll's, kann man nun sagen: Jeder ist ersetzbar, also können andere Manager das Werk vollenden. Stimmt generell, aber in diesem Fall ist es falsch.

Denn Kaeser ist Spiritus Rector der Transformation in einem Ausmaß, das kaum zu überschätzen ist. Er hat zudem Autorität und Durchgriffsmacht. Sein Abschied ließe die strategische Positionierung instabil werden. Daran kann der Aufsichtsrat kein Interesse haben. Dieser hat schließlich mitentschieden, das Konglomerat aufzulösen. Nun muss dies so reibungslos wie möglich geschehen. Nicht zu vergessen ist: Die Transformation verkommt zur L'art pour l'art, wenn das industrielle Kerngeschäft nicht per Übernahme verstärkt wird. Auch dies muss Kaeser vor seinem Abschied leisten, um sein Werk zu krönen.

Je schneller der Aufsichtsrat handelt, umso besser. Dies gilt auch für die zu besetzende Stelle an der Spitze der neuen Energie-Gesellschaft von Siemens, die sich in einen Dax-Wert verwandeln wird. Ein Projekt dieser Größenordnung im Führungsvakuum vor sich hin trudeln zu lassen, ist unverantwortlich. Genau dies geschieht aber zur Zeit.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Michael Flämig

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