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Börsen-Zeitung: Aktionismus-Plan, Kommentar zum Umgang der EU mit faulen Krediten

Archivmeldung vom 07.07.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.07.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Für viele deutsche Banken, so sie nicht gerade Schiffe finanziert haben, ist die Position Risikovorsorge längst zum Gewinnbringer geworden. Sie verdienen Geld, indem sie dank einer vorsichtigen Kreditvergabe in der Vergangenheit und der hohen Bonität ihrer Kunden Wertberichtigungen auflösen (müssen). EU-weit ächzen die Banken derweil unter einer Last von 1 Bill. Euro an faulen Krediten. In Italien zum Beispiel soll jeder sechste Euro im Feuer stehen.

Dieses Kontrastprogramm ist ebenso erstaunlich wie manches Detail des Aktionsplans zum Umgang mit Non-Performing Loans (NPL), den Europas Finanzminister ausgeheckt haben. Lässt das Papier doch den Schluss zu, dass es im Jahr 3 der Bankenunion immer noch irgendwelche Daten der mit Tausenden Anfragen malträtierten Kreditwirtschaft geben soll, die EZB, European Banking Authority (EBA) und nationale Aufseher in ihren ziemlich flächendeckenden Prüfungen bisher nicht erhoben und allen zuständigen Stellen bereitgestellt haben - obwohl die Institute zuweilen schon bei einer einzelnen Untersuchung eine vierstellige Zahl von Datenfeldern auszufüllen haben. Und die Meldepflicht für die Kreditdatenbank Anacredit kommt ja 2018 erst noch obendrauf.

Der Aktionsplan ist sicher ebenso gut gemeint wie die Vorstöße der EZB oder der Regulierungsbehörde EBA in Sachen NPL, aber er wirkt in weiten Teilen doch wie ein Aktionismus-Plan. Wie wäre es, wenn alle Beteiligten, neben den Aufsichtsinstanzen namentlich die nationalen Regierungen und nicht zuletzt die Banken selbst, einfach ihre Hausaufgaben machten? Die Informationen über das Exposure der Banken sind verfügbar, das Instrumentarium der Behörden, gegebenenfalls auch individuell die Daumenschrauben anzuziehen, ist vorhanden.

Und man muss das Rad doch nicht immer wieder neu erfinden. So soll unter Federführung der EU-Kommission eine Blaupause für den möglichen Aufbau nationaler Vermögensverwaltungsgesellschaften, vulgo: Bad Banks, entwickelt werden, um die faulen Assets zu verwerten. Aber der Verkauf von NPL-Portfolien ist seit Urzeiten ein Kernelement der Banksteuerung und die aus Investorensicht als überaus attraktiv geltende Assetklasse NPL seit mehr als einem Jahrzehnt etabliert. Sicher: Dieser Markt ist nicht der transparenteste. Doch das dient hier wohl eher der Wahrheitsfindung als ein offener Börsenhandel.

Noch ein kostenloser Tipp für die Minister: Die Forderungen der Banken haben eine Gegenposition - die Schulden der Kreditnehmer, nicht zuletzt der Staaten. Eine solidere Finanzpolitik würde auch den Banken helfen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Bernd Wittkowski

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