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Westfalenpost: Das Bayern-Erdbeben Neuanfang nach dem Absturz der CSU

Archivmeldung vom 29.09.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.09.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Mit einem deutlichen Denkzettel hatte die CSU gerechnet. Dass sie so tief abstürzt, hätte jedoch niemand für möglich gehalten. Nach 46 Jahren absoluter Mehrheit kann die Partei nicht mehr allein regieren, in der Landespolitik ist nichts mehr so, wie es war.

Der Mythos CSU gehört der Vergangenheit an, sie ist gestern zu einer ganz normalen Partei geworden, die verlieren kann. Dass es einen Neuanfang ohne personelle Konsequenzen gibt, ist schwer vorstellbar. Der blasse Vorsitzende Erwin Huber ist nicht mehr tragbar. Für seine Nachfolge steht Bundesminister Seehofer bereit, der in Bayern nicht nur Freunde hat, aber im Prinzip alternativlos ist. Der Franke Absehbar ist, dass Ministerpräsident Günther Beckstein an der Spitze der jetzt zu bildenden Koalitionsregierung steht (vorzugsweise mit der FDP) - wenn die Nachbeben nicht noch an weiteren Grundfesten rütteln. Der Franke genießt im Freistaat, der seinen Alleinstellungsanspruch und die besondere Machtposition in der Union verloren hat, mehr Sympathien als sein Spezi beim Stoiber-Sturz.   Warum sollten die Menschen einen Wechsel wollen, wo Bayern doch besser dastehe als die anderen Länder? Das unglücklich agierende Spitzenduo hat diese Frage oft in den Wahlkampf-Raum gestellt und mit dem Stolz auf das Erreichte selbst beantwortet. Man konnte sich kaum vorstellen, dass es Antworten gibt, die sehr schmerzliche Folgen haben. Ein Trugschluss! Wie sich zeigt, ist die bürgerliche Mehrheit nicht verloren, sie verteilt sich allerdings anders. Die Freien Wähler Die Freien Wähler kommen in der Mehrzahl aus dem CSU-Umfeld. Mit dem Land sind sie nicht unzufrieden, wohl aber mit der "Mir allein san die Bestimmer"-Mentalität der Christsozialen. Ein krasser Poitikwechsel ist nicht ihr Bestreben, Bodenständigkeit zeichnet die Vertreter der im ländlichen Raum starken Freien Wähler aus. Ihr Spitzenkandidat Aiwanger ist Landwirt, ebenso wie Grünen-Landeschef Daxenberger. Sichere Domänen der CSU gibt es nicht mehr, das ist seit dem schwarzen Sonntag für die Schwarzen klar. Auch die FDP, in Bayern bisher eine eher virtuelle Partei, profitiert von der großen Zahl derer, die von der CSU enttäuscht sind, aber keinen radikalen Umbruch wollen. Der im Wahlkampf stark engagierte Westerwelle kann den Einzug in den Landtag als persönlichen Erfolg verbuchen. Noch schlechter Für die SPD und ihren wacker auf verlorenem Posten kämpfenden Spitzenkandidat Franz Maget gab es nicht den erhofften Steinmeier/Müntefering-Bonus. Wenn die Sozialdemokraten anführen, dass ohne die Beck-Ablöser das Ergebnis noch schlechter als ohnehin gewesen wäre, ist dies einfach erschreckend. Bei der CSU sitzt der Schock über die verlorene alte Herrlichkeit tief. Wie es geschehen konnte, dass aus der Krafthuber-Partei im Prinzip eine Regionalpartei geworden ist, darüber wird man erbittert und verbittert diskutieren. Transrapid-Pleite, Bildungspolitik, Gehampel um die Pendlerpauschale - inhaltlich gab es erhebliche Schwachpunkte. Abgestraft wurde aber wohl vor allem die Arroganz der Macht. Wenn sie in den Spiegel blickten, sahen sie selbstgefällig nur sich selbst. Der verlorene Nimbus der Unbesiegbarkeit beschert der Nation CSU-Spitzen mit Laptop und Büßerhemd. Eine neue Ära beginnt. eigentlich ein Stück demokratischer Normalität. Bundespolitik Was bedeutet der denkwürdige Wahlabend für die Bundespolitik? Unstrittig ist: Der Einfluss Bayerns wird kleiner, beliebte Querschüsse in Berlin haben nur noch die Durchschlagskraft von Wattebäuschen. Auf die Stimmenbringer aus Bayern kann sich Angela Merkel nicht mehr verlassen. Dass die Union bei der zehnten Landtagswahl hintereinander Stimmern verliert, muss die Kanzlerin beunruhigen. Wer von einem klammheimlichen Triumpf Stoibers spricht, vergisst dabei, dass es schon unter ihm große Erosionsbewegungen in der CSU gab. Richtig ist: Gegen starke Figuren wie Strauß und mit Abstrichen auch Stoiber wirkten Beckstein und Huber wie Leichtgewichte. Gerade in Bayern mag man aber Selbstbewusstsein und Stärke.

Quelle: Westfalenpost (von Bodo Zapp)

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