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Schwäbische Zeitung: Der Sturm im Wasserglas

Archivmeldung vom 05.10.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.10.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Vor Gericht und auf hoher See ist man grundsätzlich in Gottes Hand, so lautet eine Binsenwahrheit, die besagt, dass man juristisch meist auf so ziemlich alles gefasst sein muss. Jetzt hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) in letzter Instanz beschlossen, dass auch ausländische Decoderkarten zur Übertragung von Sportereignissen wie Bundesligaspielen zulässig sind.

Das klingt für die Klubs, die ein Drittel ihrer Einnahmen aus dem Verkauf von TV-Rechten erzielen, bedrohlich. Für die Kunden interessant, weil ausländische Konkurrenz theoretisch die Pay-TV-Preise billiger macht. Praktisch ist es aber technisch wie juristisch ausgesprochen kompliziert. Technisch, weil selbst bei funktionierender Installierung eines fremden Decoders natürlich nur das gesendet wird, was im Ausland interessiert - also nur einzelne Topspiele und keine Bundesliga-Konferenzschaltung. Dass die Richter Teile einer Übertragung, wie beispielsweise die langweilige Hymne der Premier League, als geschütztes Werk ansehen, das interessante Fußballspiel selbst aber nicht, das kann wohl nur verstehen, wessen Leben aus Paragraphen besteht.

Dieses Urteil betrifft nur die Auslandsvermarktung, die den Bundesligaklubs 25 Millionen pro Jahr einbringt. Geteilt durch 18 Klubs scheint dieses Minus verschmerzbar. Außerdem läuft der TV-Vertrag 2013 aus, und man kann sicher sein, dass sich die Profivereine für neue Verträge absichern werden. Als einziger meldet sich Bayern-Boss Rummenigge zu Wort und befürchtet ein "ruinöses Preis-Dumping". Marketing-Experte Zastrow meint jedoch: "Das ist kein Erdbeben" und beurteilt die Einnahmeverluste deutscher Klubs als "homöopathisch" klein.

Als 1995 nach dem Bosman-Urteil die Ablösesummen nach Vertragsablauf europaweit abgeschafft wurden, erschütterte dies den Profi-Fußball in seinen Grundfesten, trieb etliche Klubs an den Rand des Ruins und machte Spieler zu Millionären. Das gestrige Urteil ist kein Erdbeben, und wenn es denn ein Sturm sein sollte, dann ist's ein Sturm im Wasserglas.

Quelle: Schwäbische Zeitung (ots)

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