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Berliner Morgenpost: Selbstmordanschlag auf Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan

Archivmeldung vom 21.10.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.10.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

"Ich brauche Unterstützung und Anerkennung, wenn ich in den Einsatz gehe ... Die Aufmerksamkeit muss vorher da sein, nicht erst, wenn Tote in Särgen nach Hause gebracht werden." So die bittere Aussage eines Hauptfeldwebels der Bundeswehr, der 2007 bei einem Anschlag auf einem Markt im afghanischen Kundus schwer verletzt worden war.

Zwei seiner Kameraden starben damals. Am Montag wurden durch einen Selbstmordanschlag der Taliban wieder zwei Bundeswehrsoldaten nahe Kundus getötet. Am selben Tag erschossen Taliban-Kämpfer hinterrücks die Mitarbeiterin einer christlichen Hilfsorganisation. Wer noch immer meint, mit Brunnenbohren und Brückenbauen seien die Taliban zu besiegen und Afghanistan eine friedliche Zukunft zu bescheren, der sei auch daran erinnert, dass die mit Abstand meisten zivilen Opfer in Afghanistan von den Aufständischen getötet werden. Gestern starben bei dem Anschlag gegen den Bundeswehr-Trupp auch fünf Kinder. Selbst wenn die genauen Umstände noch zu klären sind, zeigt der Überfall einmal mehr, wie gefährlich der Auftrag auch der deutschen Soldaten am Hindukusch ist. Die Soldaten wissen darum. Ausschließlich Freiwillige sind im Einsatz, und sie wurden für den Ernstfall ausgebildet. Nur die Politiker, die das Mandat für die riskante, aber notwendige Mission erteilen, drücken sich um die Realität vor Ort. Selbst Regierungsmitglieder tun sich schwer, das Wort "Kampfeinsatz" zu gebrauchen, geschweige denn "Kriegseinsatz", der der Wahrheit weit näher kommt als alle Wiederaufbau- und Unterstützungsrhetorik. Die Soldaten, die ihr Leben opfern, damit dem islamistischen Terror der Nachschub abgeschnitten wird, haben mehr Respekt verdient. Nicht erst, wenn um sie getrauert werden muss. Indirekt müssen die Soldaten der Isaf-Schutztruppe auch noch ausbaden, was in der halbzivilen Polizeiausbildung im Lande bislang misslingt. Ein Großteil der Verantwortung dafür lastet wiederum auf der Bundesregierung. Sie hat im Rahmen der internationalen Aufbauhilfe die Federführung für die Ausbildung der heimischen Polizei übernommen. Von den versprochenen 50000 Sicherheitskräften ist erst die Hälfte trainiert. Und selbst die wenig erfolgreich. Die Polizisten haben keine große Durchsetzungskraft, wegen schlechter Bezahlung gelten viele als korrupt, und nun wird auch noch bekannt, dass festgenommene Kinder und Jugendliche Gewalt und Folter ausgesetzt sind. Selbst wenn man einräumt, dass der Umgang mit Verdächtigen in einem Land, in dem ein langer Bürgerkrieg tobte und noch immer für ein friedliches Miteinander gekämpft werden muss, schwerlich mit der Praxis in einem anerkannten Rechtsstaat zu vergleichen ist - die Bilanz der deutschen Polizeiausbildung kommt einem Fiasko nah. Das Gesamtengagement Deutschlands am Hindukusch wirkt insgesamt halbherzig. Entsprechend bescheiden sind die Fortschritte im Lande. Das haben die Politiker mit all den auferlegten Selbstbeschränkungen mit zu verantworten. Nicht die Soldaten und Polizeiausbilder.

Quelle: Berliner Morgenpost

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