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Ändert die Fed den Ton?

Archivmeldung vom 08.01.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.01.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

So etwas lässt die Finanzmärkte aufhorchen: Die US-Notenbank lässt durchblicken, dass sie in Sachen Leitzinsanhebungen forscher werden könnte. Sollten sich die Marktteilnehmer etwa auf eine 180-Grad-Drehung im Vergleich zum bisher bekannten Verhalten der US-Währungshüter in Sachen Verschärfung der Geldpolitik einstellen? Zweifel sind angebracht.

Die Protokolle zur jüngsten Fed-Sitzung legen im Urteil der Märkte nahe, dass die Fed einen strafferen Kurs einschlagen könnte, als sie es bisher signalisiert hat - und das inmitten der Corona-Pandemie, die derzeit durch das Aufkommen neuer Virusmutationen gekennzeichnet ist, deren Auswirkungen und deren Resistenz gegen die bisher vorhandenen Vakzine nicht verlässlich abschätzbar sind. Angesichts des Inflationsschubs, der in den USA, aber auch in anderen Ländern zu beobachten ist, könnte es laut Fed zu einer rascheren Zinsanhebung kommen. Doch das ist nicht alles. Die US-Notenbank hat auch den Arbeitsmarkt im Blick. Die Notenbanker thematisierten, dass es gerechtfertigt sein könnte, die Zinsen sowohl früher als auch in schnellerem Tempo als bislang erwartet anzuheben. Es könnte laut Fed zudem Sinn ergeben, mit der Verkleinerung der Notenbankbilanz relativ zügig nach den ersten Zinserhöhungen zu beginnen.

Rolle rückwärts

Das klingt so gar nicht nach Fed-Ton. In der Vergangenheit hatte sie den Märkten zwar nach Krisen in Aussicht gestellt, dass die Zeit des billigen Geldes nun zu Ende gehen würde. Von einer forschen Herangehensweise konnte aber wahrlich nicht die Rede sein, denn immer wieder wurde der Beginn der Straffung der geldpolitischen Zügel zurückgestellt oder es wurde längst nicht der wiederholt in Aussicht gestellte Leitzins erreicht - der Prozess also durch eine Rolle rückwärts beendet.

Denn es ist ja nicht die laufende Krise allein, die die Fed ins Kalkül nehmen muss bzw. früher musste. Schließlich gab es ja auch immer noch eine Reihe anderer Faktoren zu berücksichtigen, die die Fed dann sehr verhalten agieren ließen, um nicht zu sagen zaghaft. Ohne Frage: Klingt die Krise tatsächlich ab und bleiben die wirtschaftlichen Beeinträchtigungen aus, könnte es zu früheren Leitzinsanpassungen nach oben kommen. Und aus Inflationssicht ergeben sich ja durchaus stichhaltige Argumente für höhere Leitzinsen. Die Teuerungsrate ist in den USA im November auf 6,8% gestiegen und erreichte damit den höchsten Stand seit Juni 1982. Die Gründe: Durch die Pandemie sind Materialknappheit, Lieferschwierigkeiten und nach oben schießende Preise für Energieträger als Folge zu beobachten. Das treibt die Inflation. Woanders sieht es ja nicht besser aus: Die Preise der Produzenten in der Eurozone steigen immer weiter - nicht zuletzt wegen der hohen Energiepreise. Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte erreichten im November eine Rekordsteigerung um den Wert von 23,7%.

Diese Gemengelage hat den Marktakteuren in der ersten Handelswoche, die so vielversprechend begann, dann erst mal wieder die Stimmung vermiest. Der Dax war zur Wochenmitte bis auf 16.285 Punkte geklettert und war damit nur noch 5 Punkte entfernt von seinem am 18. November 2021 markierten Rekordhoch. Dann kamen die Fed-Minutes, tags darauf gingen die Kurse nicht nur deutscher Aktien, sondern weltweit in die Knie. An den Anleihemärkten tendierten die Renditen nach oben, bei der zehnjährigen Bundrendite kam die Null-Prozent-Marke in Sichtweite. Der Dollar tendierte stärker, was sich aber schnell wieder einebnete. Auch bei den Bundrenditen wurde die Luft in Sachen Anstieg später wieder dünner.

Den Reaktionen an den Märkten sollte in den ersten Handelstagen indes kein allzu großes Gewicht beigemessen werden. Denn viele Marktteilnehmer befinden sich in der ersten Woche des Jahres noch im verlängerten Weihnachts- bzw. Silvesterurlaub, pandemiebedingt wohl in vielen Fällen zu Hause. Sie kehren erst in der neuen Woche zurück, d.h. in der gerade abgelaufenen Woche trafen diese Nachrichten zu Fed und Inflation auf eher ausgedünnte Märkte. Da lassen sich Kurse schon mal schneller in eine bestimmte Richtung bewegen. Die nächsten Tage werden zeigen, wie gehaltvoll die Bewegungen wirklich sind und ob es nicht ein Überschießen war. Zudem: Fed-Chef Jerome Powell wird in der neuen Woche vom Bankenausschuss des US-Senats angehört - zu seiner Nominierung für eine zweite Amtszeit an der Fed-Spitze. Er dürfte wohl auch zur Konjunktur Stellung beziehen. Da könnte manches schon wieder ganz anders aussehen und zudem auf umsatzstärkere Märkte treffen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)

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