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Westfalen-Blatt: zu 50 Jahre Anwerbeabkommen

Archivmeldung vom 29.10.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.10.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die türkische Einwanderungsgeschichte beginnt mit einer falschen Annahme - auf beiden Seiten. Sowohl Deutsche als auch Türken dachten in den 60ern, das Gastarbeiter-Dasein sei eine Übergangsphase. Integration schien nicht notwendig. Hier liegt der Grundstein vieler Probleme. Statt sich mit dieser schwierigen Ausgangssituation auseinanderzusetzen, fällt der Blick in Zeiten eines Thilo Sarrazin aber eher auf die schlechten Beispiele. Diese sind selbstverständlich nicht wegzudiskutieren.

Dabei werden aber die Familien vergessen, die ihr Reihenhaus bereits abzahlten, als der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt noch davon sprach, dass Deutschland kein Einwanderungsland werden wolle. Verallgemeinerung und Verurteilung stehen oft vor Verständnis und Vertrauen. Kritik ist erlaubt. Es hilft aber niemandem, wenn Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) betont, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Eine qualifizierte Antwort, welche Rolle der Islam in Deutschland spielt, hat die losgetretene hitzige Diskussion nicht geliefert. Ein nüchterner Blick auf die Zahlen hilft weit mehr: 45 Prozent der türkischen Zuwanderer haben keinen Schulabschluss. Jeder Fünfte spricht mangelhaft Deutsch. 15 Prozent leben von Hartz IV. Diese Zahlen belegen: Schwierigkeiten existieren. Und es darf auch gesagt werden, dass es nicht sein kann, dass jemand, der seit Jahrzehnten in Deutschland lebt, kein Wort Deutsch spricht. Doch wer ist dafür verantwortlich? Sicherlich ist es an erster Stelle die Aufgabe des Einzelnen, sich die neue Sprache anzueignen. In gleichem Maße braucht es allerdings Unterstützung durch den Staat. Als die ersten Gastarbeiter kamen, gab es keine Deutschkurse. Die Menschen wurden sich selbst überlassen. Migrantenkinder kamen nahezu automatisch auf die Hauptschule. Das war unverantwortlich. Heute ist Integration zum Modewort mutiert. Gelebt wird sie jedoch nicht automatisch. Das Klischee vom Dönerbuden-Besitzer hält sich hartnäckig. Dabei existieren 80 000 deutsch-türkische Unternehmen mit etwa 400 000 Arbeitskräften in Deutschland. Doch es gibt noch viel zu wenige deutsch-türkische Durchstarter. Cem Özdemir, Mesut Özil und Lale Akgün reichen nicht. Um diese Zahl zu erhöhen, müssen sich viele Einwanderer bewegen. Sie dürfen sich nicht kulturell von der Außenwelt absondern. Auch die Rolle der Frau müssen einige der Gegenwart anpassen. Wenn Eltern ihren Kindern nicht die notwendige Bildungs- und Sozialkompetenz mitgeben können, müssen sie sich Hilfe suchen und annehmen. Integration ist auch Verpflichtung! Auf der anderen Seite muss sich Deutschland bewegen. Türke gleich Islam gleich radikal: Das darf nicht die Denkweise der Gesellschaft sein. Der richtige Weg heißt: voneinander lernen statt aneinander vorbeileben!

Quelle: Westfalen-Blatt (ots)

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