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Westdeutsche Zeitung: Griechenland gefährdet den Euro

Archivmeldung vom 02.02.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.02.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Sprache der Diplomatie hat die Eigenart, dass sich hinter Höflichkeitsfloskeln zuweilen brisante Gemengelagen verbergen. Wenn Außenminister Westerwelle in Athen beteuert, die griechisch-deutschen Beziehungen seien "ausgesprochen eng" und basierten auf "Vertrauen", kann dieser Sprachnebel das allgegenwärtige Misstrauen kaum verhüllen. Tatsächlich blickt man in Berlin nicht nur mit Sorge auf den hochverschuldeten Nachzügler der Währungsunion, der nun zum Hochsicherheitsrisiko für den Euro geworden ist.

Nein, man ist auch stocksauer darüber, dass sich das Land 2001 den Beitritt zum Euro-Club mit frisierten Zahlen erschlich und auch in den Folgejahren keine Gelegenheit ausließ, Europa nach allen Regeln der Mythologie falsche Tatsachen vorzugaukeln. Nun stehen die reicheren EU-Länder vor einem Dilemma: Wie sollen sie ihren Wählern erklären, dass mit deren Steuergeldern die Haushaltslöcher in jenem fernen Staat der Trickser gestopft werden? Wie soll man ihnen erklären, dass mit dem Geld, das idealerweise für die Bildung ihrer Kinder ausgegeben werden müsste, künftig die Schulden eines heruntergewirtschafteten Staates abgestottert werden? Doch so sehr sich der Reflex aufdrängt, Griechenland für seine Hinterlist jegliche Hilfe zu verwehren - ein solcher Schritt würde eine verheerende Kettenreaktion auslösen. Das Szenario: Nach der Pleite Griechenlands wenden sich die Anleger auch von anderen hochverschuldeten Staaten wie Italien, Portugal und Irland ab. Die dadurch entfachte Dynamik des kollektiven Staatsbankrotts löst ein Beben aus, in dessen Folge die junge Währungsunion auseinanderbricht. Die Bundesregierung wird also nicht umhinkommen, Athen einen Notkredit zu gewähren, der allerdings angesichts der desolaten Haushaltslage eher homöopathisch wirken dürfte. Mittelfristig werden es die europäischen Sparer sein, die für die Schulden Griechenlands und anderer strauchelnder EU-Staaten aufkommen. Nur die Europäische Zentralbank kann mit einer Politik des schwachen Euros den Kollaps der überschuldeten Länder verhindern. Hohe Inflationsraten würden deren Schuldenberge zum Schmelzen bringen - die Geldanlagen der Menschen allerdings ebenfalls.

Quelle: Westdeutsche Zeitung

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