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Berliner Morgenpost: Die Rückkehr der großen Gewinne

Archivmeldung vom 17.07.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.07.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Manchmal muss den braven Bundesbürger das Gefühl beschleichen, an einer irren Zeitreise teilzunehmen. Vor etwa einem halben Jahr stand die Welt vor dem Zusammenbruch. Erst jetzt kommt ans Licht, dass etwa das Münchner Pleite-Institut Hypo Real Estate nicht nur am Abgrund stand, sondern einen Schritt weiter gewesen wäre, hätte nicht die Bundesregierung ein über 100 Milliarden Euro teures Sicherheitsseil geknüpft.

Politiker, Wissenschaftler und die Ehrlichen unter den Bankern gaben zu, dass Leichtsinn, Gier und unzureichende Kontrollen das Zocken ziemlich leicht gemacht hatten. Von Verstaatlichung war nicht nur bei Linken die Rede; Lebenswichtiges wie den Geld-Kreislauf durfte man nicht von ein paar Hasardeuren ruinieren lassen. Konsens war: Wenn sich marode Geldhäuser mit Steuergeldern durch die Krise schlawinerten, anstatt sich erhobenen Hauptes den Gesetzen des Marktes zu beugen, dann hatte die Öffentlichkeit zumindest Anspruch auf Rückzahlung. Zumal die Folgen des weltweiten Beinahe-Kollapses noch nicht einmal vollständig in Deutschland angekommen sind. Der Gipfel der Arbeitslosigkeit wird erst für das kommende Jahr erwartet, niemand weiß, ob und wie sich die Kreditklemme lösen wird, unter der vor allem der Mittelstand leidet. Und die Schulden für die Zockerei werden noch unsere Enkel abstottern. So ist die Lage. Die Nachrichten aus den USA allerdings klingen, als ob der Kalender seit zwei Jahren nicht umgeblättert worden sei. Sowohl Goldman Sachs als auch JP Morgen Chase vermelden Traumgewinne von über zwei Milliarden Dollar, nur fürs zweite Quartal 2009 wohlgemerkt. Ist jemals diskutiert worden, ob dieses Geld direkt bei der Regierung abgeliefert werden sollte? Immerhin hat JP Morgan 30 Milliarden Staatsbürgschaft erhalten. Stattdessen werden wieder Boni ausgeschüttet, für die, die am waghalsigsten investierten. Gewinne privatisieren, Kosten der Gemeinschaft aufbürden - wollten wir uns dieses System nicht vor einem halben Jahr noch abgewöhnen? Fakt ist: Die Angst ist weg, die Risikolust der professionellen Anleger nimmt ganz offenbar wieder zu. Bei allem Wehklagen war es die Politik, die versäumte, auf dem Höhepunkt der Krise ein paar belastbare Regeln gegen Hazard-Banker durchzusetzen. Wann immer politische Entscheidungen getroffen wurden, waren die Vertreter der Geldhäuser vertreten, in Person des Vorstands oder des Rechtsbeistands, und wehrten virtuos allzu viele Kontrollen ab. Ausgerechnet die Verfechter des reinigenden Marktes haben es geschafft, auch das kaputteste Geldhaus mit Bürgergeld retten zu lassen. Regierungen weltweit haben beglückt Retter gespielt und den vermeintlichen Rückgewinn des politischen Primats genossen. Diese Krise war nur ein Vorgeschmack, wenn wir nichts lernen, sagt der Wirtschaftsexperte Meinhard Miegel. In der nächsten Krise werden dann allerdings keine Banken mehr eingehen, sondern ganze Volkswirtschaften.

Quelle: Berliner Morgenpost

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