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WAZ: Blutige Attentate in Indien

Archivmeldung vom 28.11.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.11.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es hat schlimmere Terrorattentate, bei denen es mehr Tote gab, in Indien gegeben als jetzt in Bombay. Aber diese Attacke gehört in eine Reihe mit der Ermordung von Mahatma Gandhi durch einen Hindu-Extremisten, der Ermordung von Premierminister Rajiv Gandhi durch tamilische Extremisten, dem Mord an seiner Mutter Indira Gandhi durch ihre Sikh-Leibwächter.

Und es gab den Angriff auf das indische Parlament durch islamische Extremisten Ende 2001, der Indien und Pakistan an den Rand eines Atomkrieges brachte.

Alle diese Gewalttaten haben die politische Landschaft der größten Demokratie der Welt umgekrempelt. Diesmal traf der Terror nicht nur das finanzielle Herz des Subkontinents. Es traf Ausländer, die vom ökonomischen Boom profitieren wollten. Inder der Elite fielen den Attacken in der Stadt zu einer Zeit zum Opfer, in der sich das Land auf einen schmutzigen Wahlkampf vorbereitet. Die hindunationalistische Bharatiya Janata Partei will Sicherheitsprobleme und Terrorismus zum zentralen Punkt ihrer Kritik an der Kongressregierung machen - frei nach dem Motto: Nicht alle Moslems sind Terroristen, aber alle Terroristen sind Moslems.

Die Geschichte Indiens beweist das Gegenteil. Dennoch werden die Attacken von Bombay das spröde Geflecht der Gesellschaft zum Zerreißen spannen. Das Land hat sich längst in eine nationalistisch gesinnte hinduistische Mittelklasse und Unterklasse auf der einen Seite und Minderheiten auf der anderen gespalten. Die Moslems - rund 130 Millionen von eine Milliarde Einwohner - fühlen sich seit Jahrzehnten benachteiligt, die junge Generation ist seit langem dank schlechter Chancen offen für radikalislamisches Gedankengut.

Jahrelang saß Indien der eigenen Propaganda auf, dass der Terror von Pakistan gesteuert ins Land getragen wurde. Es war deshalb ein Schock, als deutlich wurde, dass der Extremismus längst Wurzeln in den eigenen Megametropolen Fuß gefasst hatte. Noch ist nicht klar, woher die Attentäter von Bombay kamen. Die "Deccan Mujaheddin", die die Verantwortung übernahmen, waren bisher weitgehend unbekannt. Inzwischen scheint aber klar, dass die Terroristen sich im Schutz der Nacht mit Schnellbooten angeschlichen haben. Es waren zu allem entschlossene, bestens trainierte Leute. Dieser Umstand bestärkt den Verdacht, dass sie im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan aufgebrochen sind und tatsächlich mit ihren Nussschalen aus der Nähe der pakistanischen Küstenstadt Karachi über das Meer nach Bombay kamen. 

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Willi Germund)

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