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Börsen-Zeitung: Löschers böse Überraschung

Archivmeldung vom 18.03.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.03.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Siemens hat mit der überraschenden Gewinnwarnung aufgrund einer Vielzahl unrentabler Großaufträge bei den Investoren deutlich an Vertrauen eingebüßt. Die Ad-hoc-Meldung mit der bösen Nachricht über Ergebnisbelastungen von mindestens 900 Mill. Euro traf den Markt völlig unvorbereitet.

Der Kurseinbruch der Aktie um zeitweise 19% ist nachvollziehbar, weil die Siemens-Führung es zuvor unterließ, die Börse auf mögliche Belastungen dieser Größenordnung vorzuwarnen. Schließlich bekräftigte Vorstandschef Peter Löscher noch Ende Januar bei Bekanntgabe der Zahlen für das erste Quartal 2007/08 (30. September) sein Gewinnziel für das laufende Geschäftsjahr, obgleich die nun arg betroffene Kraftwerksparte zu diesem Zeitpunkt bereits einen Ergebniseinbruch um ein Fünftel meldete. Eine transparentere Kapitalmarktkommunikation, die sich Siemens auf die Fahnen geschrieben hat, sieht anders aus.

Für den seit Anfang Juli vorigen Jahres amtierenden Siemens-Chef ist die jüngste Nachricht ein herber Rückschlag bei seinem Bemühen, den größten deutschen Industriekonzern im Zuge der Erschütterungen durch die Korruptionsaffären mit einer tiefgreifenden Neuordnung wieder auf Kurs zu bringen. Die selbst Analystenschätzungen deutlich übertreffenden Mehrkosten offenbaren bei Siemens vor allem in den Sparten Kraftwerksbau, Transportsysteme und Informationstechnologie große Mängel bei der Akquisition und anschließenden Bearbeitung von Großaufträgen. Vor allem die Belastung bei der Kraftwerksparte mit allein 600 Mill. Euro ist ein Schock, weil dieser Bereich bislang hohe Renditen abwarf und deshalb als Zugpferd des Konzerns galt.

Auch ist es unverständlich, dass die Transportsparte wieder mit hohen Belastungen bei den Combino-Straßenbahnen für negative Schlagzeilen sorgt, obwohl Löschers Vorgänger Klaus Kleinfeld und Heinrich v. Pierer die Anleger im (Irr-)Glauben ließen, dass dieses Thema nach einer langen und mühsamen Sanierung endlich vom Tisch ist. Löscher kann zugute gehalten werden, dass seine Aufräumarbeiten dazu beitrugen, diese Fehlentwicklungen aufzudecken.

Angesichts der dramatischen Entwicklung der Kreditkrise bleibt es jedoch Löschers Geheimnis, woher er seinen Optimismus für die beiden kommenden Jahre bezieht. Allein schon aufgrund des rasanten Dollarverfalls und des Konjunktureinbruchs in den USA, einem der größten Märkte für Siemens, ist seine mittelfristige Ertragsprognose mittlerweile eine Gleichung mit vielen Unbekannten.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Stefan Kroneck)

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