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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Präsidenten-Suche

Archivmeldung vom 05.06.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.06.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Suche nach einem neuen Bundespräsidenten war nur scheinbar eine leichte Geburt. Ist doch aus Merkels angeblichen Mädchen (Ursula von der Leyen) von Mittwoch auf Donnerstag plötzlich ein Junge (Christian Wulff) geworden. Die Kandidatenkür glich dem Pleiten-, Pech- und Pannenstart von Schwarz-Gelb. Galt Ursula von der Leyen lange als Merkels Favoritin, so will davon heute niemand mehr etwas wissen.

Eifrig wird seitdem dementiert, dass Merkel von der Leyen vorgeschlagen oder auch nur mit ihr über die Kandidatur gesprochen habe. Warum aber hat Fraktionschef Volker Kauder die Nominierung von der Leyens bereits am Mittwochnachmittag indirekt bestätigt, statt zu dementieren? Und ob von der Leyens charmantes Lächeln und ihre symbolische Hand vor dem Mund als Reaktion auf die »K-Frage« eher auf ihre Nominierung hindeuteten oder nur nette Gesten waren, wissen nur die Beteiligten selbst. Angeblich soll CSU-Chef Horst Seehofer von der Leyen vorgeschlagen haben. Nicht ausgeschlossen ist, dass jemand das Gerücht ihrer Nominierung streuen ließ, um Merkel vor vollendete Tatsachen zu stellen. Vielleicht war die Kandidatenkür auch eine Erfindung einiger Hauptstadtjournalisten. Aber wenn dies so gewesen wäre, hätte längst eine Medienschelte folgen müssen, mindestens aber Signale, die auf ein Fehlverhalten der Presse statt auf eine Nominierungspanne hinweisen. Viel spricht dafür, dass hinter den Kulissen des Kanzleramts ein Machtkampf zwischen Merkel, ihren Koalitionspartnern und/oder einigen Ministerpräsidenten (etwa Roland Koch) tobte. Angesichts weiter fallender Umfragewerte von Schwarz-Gelb hätte die Kandidatenkür reibungsloser über die Bühne gehen müssen. Am Ende ist nicht nur die Arbeitsministerin beschädigt, sondern Wulffs Nominierung vom Hickhack um den Chef im Schloss Bellevue überschattet worden. Ganz zu schweigen davon, dass Ursula von der Leyen in der Bevölkerung höhere Sympathiewerte besitzt als Wulff und somit ein positiver Effekt für Merkel und ihre Regierung ausblieb. Fakt ist, dass Christian Wulff ein angesehener, erfolgreicher, sympathischer und kluger Politprofi ist, der ein guter Bundespräsident werden kann. Seine Nominierung hat zwar keine Aufbruchstimmung ausgelöst, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ebenso respektabel ist der ehemalige DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck, den Rot-Grün ins Rennen schickt. Trotz einer Mehrheit für Schwarz-Gelb ist nicht ausgeschlossen, dass Gauck die Regierungskoalition und somit Merkel selbst gehörig in die Bredouille bringen könnte. Die Kanzlerin muss Christian Wulff durchbringen - sonst endet die Bundespräsidentenwahl für sie persönlich in einem Desaster. Dann wäre Merkel indirekt an dem Mann aus Niedersachsen kläglich gescheitert, der einmal ihr gefährlichster Kontrahent als Bundeskanzler war.

Quelle: Westfalen-Blatt

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