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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur UN-Konferenz in Bonn

Archivmeldung vom 17.05.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.05.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Kennen Sie, lieber Leser, die Brockenanemone? Wenn nicht, sollten Sie bei nächster Gelegenheit auf Norddeutschlands höchstem Berg noch einmal vorbeischauen. Es ist die letzte Chance - für Sie und für die kleine Blume. Klimaschutz und Artenvielfalt hängen zusammen. Steigen die Temperaturen nur ganz leicht an, kann die Brockenanemone nicht noch höher ausweichen.

Nur Zyniker fragen, ob uns dann wirklich etwas fehlt. Ernähren ließe sich die Welt mit drei Dutzend Pflanzen und Tierarten. Das klingt beruhigend - allerdings nicht mehr für die Nordamerikaner. Das geheimnisvolle Sterben der Honigbiene zeigt dort, wie anfällig die auf Spitzenleistung getrimmte Agrar-Industrie geworden ist. Die UN-Weltartenschutzkonferenz in Bonn soll vor allem Verständnis und Einsicht zugunsten der Artenvielfalt wecken. Das wünschen sich nicht zuletzt die Biologischen Stationen in Ostwestfalen-Lippe. Die heimischen Kämpfer für Hufeisennase und Kammmolch wurden lange belächelt. Von Konferenz-Gastgeber Nordrhein-Westfalen werden sie jetzt wegen ihrer vorbildlichen Arbeit in Bonn stolz vorgezeigt. Ohne Beobachtung, Dokumentation und aktive Projekte letztlich einiger hundert Naturliebhaber zwischen Lippeniederung und Weserauen wüssten wir kaum, wie es um unsere Umwelt steht. Eisvogel und Storch sind in ihren OWL-Beständen stabil, nehmen vielleicht sogar zu, weil viel Arbeit und Geld investiert werden. Andere Insekten finden weniger Aufmerksamkeit. Ihr Sterben wird nicht bemerkt, weil sie bis heute niemand gezählt hat. So handfest und mitunter spektakulär der Naturschutz in Ostwestfalen ist, man denke nur an die Rückkehr eines Seeadler-Paares, so mühsam wird das Gipfelgeschäft in Bonn. Noch ist nicht ausgemacht, ob es überhaupt zu einer Fortschreibung der Konvention über biologische Vielfalt kommt. Und selbst wenn das gelingt, hat man nicht mehr als eine schöne Absichtserklärung. Entscheidend wird sein, ob sich hernach die reichen Länder nicht mehr ungeniert in der Naturapotheke Afrikas bedienen, ohne zu bezahlen. »Umckaloabo«, eine rein pflanzliche Medizin zur Stärkung der Abwehrkräfte, ist hierzulande ungemein populär. Fast jeder hat die Tropfen schon einmal empfohlen bekommen. Aber kaum einer weiß, dass das Patentrecht den Pharma-Multis Einnahmen garantiert, während südafrikanische Landkreise, in denen die Kapland-Pelargonie wächst und gedeiht, leer ausgehen. Neben der Biopiraterie in der schrumpfenden Weltapotheke muss dringend der Anbau von Energiepflanzen fair besprochen und geregelt werden. Ließe man allein den Markt machen, wären die Kettensägen im Regenwald nicht mehr aufzuhalten. Sage niemand, Globalisierung sei nicht gestaltbar. Extreme hohe Abgasvorschriften in einem einzigen US-Bundesstaat (Kalifornien) haben in den 1980-er Jahren Maßstäbe gesetzt. Artenvielfalt wäre keine schlechte Norm für die Qualität von staatlichem Handeln.

Quelle: Westfalen-Blatt

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