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Börsen-Zeitung: Vorsichtsprinzip

Archivmeldung vom 16.03.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.03.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Elf Monate nach dem Amtsantritt von Joachim Wenning an der Spitze der Munich Re gewinnt dessen Strategie deutlich an Kontur. Reagierten die Anleger im August 2017 zur Vorlage der Halbjahreszahlen noch vergrätzt auf seine seinerzeit unpräzisen Aussagen, können sich die Investoren nach der Bilanzvorlage vom Donnerstag nun ein Bild darüber machen, wohin die Reise des größten Rückversicherers der Welt gehen soll. Wennings Ausblick weckte am Markt die Hoffnung, dass die operativ miserablen Zeiten sich dem Ende zuneigen, wie das Kursplus von fast 3% veranschaulichte.

Dennoch kann beim Branchenprimus von Euphorie keine Rede sein. Das Gewinnziel für 2018 von bis zu 2,5 Mrd. Euro ist zwar relativ solide, es zeigt aber, dass auch der neue CEO das traditionelle Vorsichtsprinzip der Munich Re verinnerlicht hat. Wie sein Amtsvorgänger Nikolaus von Bomhard hält er den Ball flach, wenn es darum geht, die Anleger mit Prognosen zu versorgen.

Die bescheidene Vorgabe von 2,8 Mrd. Euro für 2020 verdeutlicht das, entspräche es doch nur einem Ergebniszuwachs von 300 Mill. Euro binnen drei Jahren. In besseren Zeiten erwirtschaftete die Gesellschaft 3,3 Mrd. Euro nach Steuern (2013). Das Zinstief und der harte Preiswettbewerb in der Branche fressen sich durch die Erfolgsrechnung. Die erwarteten Kosteneinsparungen infolge des Personalabbaus im Kerngeschäft können diese negativen Effekte etwas abmildern. Die Munich Re übt sich daher in Bescheidenheit, lautet doch Wennings Devise, dass deutlich mehr als "2 Mrd. Euro plus" bis auf Weiteres nicht möglich sind.

Allerdings verfügt der Konzern aufgrund seiner krisenfesten Bilanz über ausreichend Hebel, das Ergebnis deutlicher zu steigern, als die Zielwerte suggerieren. Mit aufgelösten Schadenrückstellungen im Kerngeschäft im Umfang mehrerer hundert Millionen Euro gelang es, so manche Jahresbilanz aufzubessern. Das wird die Munich Re auch künftig tun. Zugleich könnte die langsame Erholung an den Märkten infolge der US-Zinswende künftig Rückenwind für die Kapitalanlageergebnisse bringen.

Wie wackelig Vorgaben aber sind, zeigte sich 2017, als die Munich Re nach nur sechs Monaten ihre Prognose wegen der verheerenden Hurrikan-Großschäden kassierte. Eine Aussage darüber, wie es um die Wahrscheinlichkeit eines solchen Szenarios 2018 steht, wagt der Vorstand nicht. Die Entwicklung der Großwetterlage in der Karibik im Spätsommer wird zeigen, ob Wennings Ziele sich als Wunschdenken entpuppen oder auf einer soliden Basis stehen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Stefan Kroneck

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