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Neue Westfälische (Bielefeld): Google Street View

Archivmeldung vom 21.08.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.08.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Politiker machen einen hilflosen Eindruck und viele Bürger fürchten um ihre Privatsphäre. Mit seinem Straßenbilderdienst Street View sorgt der Internetgigant Google für eine Erregung, die fast schon hysterische Züge annimmt. Die Abbildung von Fassaden im Internet erscheint so als der Supergau in der digitalisierten Welt. Befürchtet wird das Schlimmste: zum Beispiel eine Zunahme von Einbrüchen oder terroristischen Anschlägen. Das wirkt maßlos übertrieben. Denn es ist in der Tat nicht mehr zu sehen, als was jeder Mensch tagtäglich mit eigenen Augen erblicken kann: Straßenzüge, Häuserfassaden.

Wer es nicht glaubt, kann sich im Internet ein Bild machen. Es sind bereits 23 Länder fotografiert und im weltweiten Netz abgelegt. Es handelt sich auch nicht um brandaktuelle Echtzeit-Aufnahmen, die Bilder sind älteren Datums. In Deutschland war Google mit seinen Kameras zum Beispiel ab 2008 unterwegs. Hierzulande nutzen allein zehn Millionen Menschen den Datendienst facebook. Dort oder in studiVZ geben die Nutzer intimste Details preis und verstopfen das Internet mit einer Flut von privaten Fotoalben, die wahrlich nicht an Häuserfassaden halt machen. Darüber regt sich zurecht kaum jemand auf, weil dieser Datenexhibitionismus freiwillig ist. Dass jedoch in dieser Selbstentblößung eventuell größere Gefahren liegen als in Street View machte Google-Chef Eric Schmidt kürzlich selber deutlich. In Zukunft, sagte er, solle jeder Jugendliche bei Erreichen der Volljährigkeit seinen Namen ändern können. Das Problem mit den im Internet ewig festgehaltenen Jugendsünden wäre damit gelöst. Die freiwillige Bekenntniswut kennt trotzdem keine Grenzen. Und mögen auch Netzmuffel Dienste wie Google Street View für überflüssig halten, sie werden millionenfach genutzt. So ein virtueller Spaziergang durch New York hat seinen eigenen Reiz. Das Internet ist janusköpfig. Es macht Spaß und führt Menschen zusammen, aber es überwältigt und überfordert auch. Deshalb brauchen wir einen Notausgang. Dass Google viel zu lange brauchte, um Einspruchsmöglichkeiten offenzulegen und diese Fristen zu verlängern, ist ein Unding. Wer sein Haus nicht abgebildet haben will, müsste ganz einfach Nein sagen können. Hier ist die Politik gefordert. Es sollte einen Rechtsanspruch auf Widerspruch geben, der unabhängig von Googles Belieben existiert. Und es wäre einem wohler zumute, wenn die Internetgiganten deutlicher machten, was sie eigentlich noch bezwecken. Schließlich geht es nicht um Volksbeglückung, sondern um Geschäftemacherei. Sollen die Straßenzüge künftig als lokale Werbeflächen im Netz dienen und was hat es mit den Gesichtserkennungsdiensten auf sich, die eventuell demnächst auf uns zukommen? Der Umgang des Einzelnen mit der digitalen Welt wäre entspannter, wenn mehr Transparenz existierte. Es ist schon verrückt: Im Informationszeitalter können wir fast alles erfahren - bis auf die langfristigen Absichten und Geschäftsmodelle eines Internetgiganten wie Google.

Quelle: Neue Westfälische

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