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Börsen-Zeitung: Detroit dreht auf

Archivmeldung vom 26.08.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.08.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

General Motors, Ford und Chrysler drehen auf: Die "Big Three" aus Detroit haben ihre Lobbyisten-Heerscharen in Richtung Washington in Marsch gesetzt. Sie fordern bis zu 50 Mrd. Dollar an staatlichen Beihilfen.

Gezahlt werden sollen diese in Form von staatlich garantierten Krediten, deren Verzinsung deutlich unter dem Marktzins liegen soll. Wie es scheint, sind die Aussichten gut, dass die Konzerne die Staatsknete erhalten: Die USA befinden sich einem Wahljahr, und beide Kandidaten für die Präsidentschaftswahl, Barack Obama und John McCain, haben ihre Zustimmung signalisiert.

Zur Begründung verweisen die Konzerne auf die im Dezember beschlossenen Vorschriften über deutlich niedrigere Benzinverbräuche und betonen, sie bräuchten die Mittel, um trotz ihrer desolaten Absatz- und Finanzlage die erforderlichen Technologien für sparsamere Automobile entwickeln zu können. Aus Sicht vieler europäischer und asiatischer Konkurrenten, für die der US-Markt eine große Bedeutung hat, ist dies ein starkes Stück. Denn im Gegensatz zur US-Industrie, die trotz mahnender Stimmen einseitig auf spritfressende Pick-up Trucks und Sports Utility Vehicles gesetzt hat und teure Investitionen in Zukunftstechnologien scheute, haben sie längst die sparsamen Modelle im Angebot, nach denen der US-Autokäufer Ausschau hält. Die Investitionen dafür mussten sie aus eigener Kraft finanzieren.

Vor allem die Europäer haben allen Grund, sich über Washingtons Subventionitis zu echauffieren. Noch in guter Erinnerung ist der Handelsstreit mit den USA, die wegen 10 Mrd. Euro an staatlichen Krediten für die Entwicklung des Airbus-Flugzeugtyps A350 auf die Barrikaden gingen. Die 50 Mrd. Dollar für Detroit dürften der US-Regierung daher außenpolitisch erhebliche Schwierigkeiten bereiten.

Innenpolitisch hat Washington jedoch kaum eine Wahl. Der Konkurs einer der drei Konzerne dürfte die beiden anderen mit in den Abgrund reißen, in diesem Fall würde es wesentlich teurer: Statt eines Aufwands von etwa 7,5 Mrd. Dollar für die 50 Mrd. Dollar an Kreditgarantien hätte die US-Regierung rund 100 Mrd. Dollar an Pensionsverpflichtungen zu schultern. Außerdem hängt (noch) jeder siebte Job in den USA von der Autoindustrie ab, so dass auch konjunkturelle Nachbeben zu erwarten wären. Der Grundsatz "Too big to fail" gilt in den USA nicht nur für Banken.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Dieter Kuckelkorn)

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