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NRZ: Ein Sieg der Verbraucher - der Stotterstart des Kraut- und Rübensprits

Archivmeldung vom 05.03.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.03.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Das Chaos an der Zapfsäule ist komplett, und alle Beteiligten schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu: Die Bundesregierung drischt auf die Mineralölkonzerne ein. Die Industrie geißelt die Politik. Umweltschützer nehmen die Petrokonzerne und die Bundesregierung gemeinsam aufs Korn. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer pickt sich ausgerechnet den ADAC heraus. Und der Bauernverband wettert im Rundumschlag gleich gegen alle. Blickt da noch irgendjemand durch?

So ein Kommunikationsdesaster haben wir lange nicht erlebt. Dabei hatten sich Bundesregierung und Branchenvertreter die Einführung des "Biosprits" so einfach vorgestellt: Quasi im Vorbeifahren wollten sie den Automobilisten in Deutschland die neue Kraftstoffsorte unterschieben.

Der Bund wollte sich als Klimaschützer positionieren und die deutsche Abhängigkeit vom Erdöl verringern. Die Konzerne wollten das Beste aus der erzwungenen E10-Einführung machen und nach dem Normalbenzin auch das klassische Super vom Markt nehmen. Fahrer älterer Fahrzeuge sollten so zum Tanken des teureren Super-Plus-Kraftstoffes gezwungen werden. Von dieser verdeckten Preiserhöhung hätten Fiskus und Industrie als Mitnahmeeffekt durch zusätzliche (Steuer)Einnahmen profitiert.

Doch angesichts der Absatzflaute bei E10 treten die Anbieter jetzt auf die Bremse. Völlige Kehrtwende nicht ausgeschlossen. Nun soll ein Krisengipfel in Berlin das Aus für das zweifelhafte Projekt doch noch abwenden, das droht, bevor es überhaupt erst richtig in die Gänge gekommen ist.

Mal abgesehen von der Frage, wer denn nun die Schuld an der Verunsicherung der Autofahrer trägt. Mal abgesehen von dem strittigen Punkt, ob es dem Klima wirklich nützt, Sprit mit Bioethanol zu mischen und dafür einen höheren Verbrauch in Kauf zu nehmen. Mal abgesehen vom gewichtigen Einwand, dass Lebensmittel auf den Teller und absolut nicht in den Tank gehören - durch die Totalverweigerung der Verbraucher ist eines ganz deutlich geworden: Die Kundschaft lässt sich nicht für dumm verkaufen.

In seltener Eintracht haben die Konsumenten in Deutschland gezeigt, wer am Ende der Verwertungskette über Wohl und Wehe eines Produktes entscheidet: Sie selbst nämlich. Insofern ist der Stotterstart des Kraut- und Rübensprits ein Sieg der Verbraucher. Ihrer Macht als Verbraucher und Wähler sollten sich die Bürger bewusst sein, falls Industrie und Politik versuchen, die Kosten für das E10-Debakel über die Zapfsäule wieder einfahren zu wollen.

Quelle: Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung

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