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Üppige Renditehoffnungen

Archivmeldung vom 19.09.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.09.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Die Covid-19-Krise hat die Volkswirtschaften praktisch rund um den Globus arg in Mitleidenschaft gezogen. Heftige Konjunktureinbrüche für das zweite Quartal waren fast überall zu verzeichnen. Sieht man sich dagegen die Lage auf den Kapitalmärkten an, so ist nicht überall ein Abbild von heftigen Wirtschaftsturbulenzen ablesbar - so etwa an den Aktienmärkten.

Sie haben die dramatischen Kursverluste aus dem März fast komplett wieder ausgebügelt, mancher Index, wie etwa das Nasdaq-Barometer, markierte wieder Rekord. Das ist nicht gerade ein Abbild von Krise. Derartige Signale sind aber beim Goldpreis zu beobachten, der in den vergangenen Wochen und Monaten deutlich zugelegt hat. Und auch Bundesanleihen und die US-Treasuries profitierten von der Flucht der Anleger in sichere Häfen. Dass diese Assets Krisenbarometer sind, hat sich auch schon in früheren Unsicherheits- und Krisenszenarien wiederholt gezeigt. Und so mancher scheint angesichts von recht üppigen Renditeerwartungen die Krise und ihre gravierenden Folgen, und zwar für viele Unternehmen, womöglich noch ein wenig zu unterschätzen.

Der Investmentmanager Schroders hat nun eine weltweite Anlegerbefragung vorgestellt, und danach haben die Investoren noch recht optimistische Ertragserwartungen. Die jährlichen Gesamtertragserwartungen - also laufender Ertrag und Kapitalzuwachs - für die Portfolios liegen bei Anlegern in Nord- und Südamerika bei stattlichen 13,2 Prozent. Asiatische Anleger veranschlagen 11,5 Prozent, und die europäischen Anleger gehen von 9,4 Prozent aus. Etwas bedeckter geben sich die Deutschen mit einer Erwartung von 8,4 Prozent.

Da schwingt natürlich auch immer ein wenig Hoffnung mit. Und so mancher Anleger hofft wohl, dass die Unternehmen einigermaßen durch die Krise kommen und die staatliche Unterstützung ausreichend helfen wird, dass die Firmen nicht umkippen. Viele Investmentexperten und auch die Ratingagenturen stellen sich allerdings darauf ein, dass die Default-Rate in Europa und auch in den USA und anderswo in den kommenden Monaten wohl eher einen Weg nach oben einschlagen wird denn nach unten. Das bedeutet: Kreditereignisse wie Zahlungsverzüge, Ausfälle und folglich auch Insolvenzen werden vermehrt auftreten. Aus den erhofften bzw. zugesagten Zinszahlungen wird dann nichts mehr, und derartige Bonds werden logischerweise im Wert verlieren und nicht noch Zuwächse aufweisen. Ob vor diesem Hintergrund die solide Performance des Aktienmarktes gerechtfertigt ist, muss sich jeder selbst beantworten.

Dass die deutschen Investoren eher zurückhaltend sind, bestätigte in diesen Tagen auch gleich eine zweite Studie. Sie kam aus dem Hause Union Investment. Demnach bringt die Corona-Pandemie die deutschen Sparerinnen und Sparer nicht aus dem Tritt. "Sie schauen weiterhin optimistisch auf ihre eigenen finanziellen Verhältnisse, jedoch eher skeptisch auf die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland", hält Union Investment nach einer Befragung der Finanzentscheider in deutschen Haushalten fest.

Die Anleger würden überwiegend bei ihren bereits vor der Pandemie favorisierten Geldanlagen bleiben. Umschichtungen von Vermögen stünden kaum auf dem Plan. Immer mehr Menschen würden sich jedoch offen für aktienbasierte Geldanlagen zeigen, vor allem Männer. Auch wünschten sie sich, dass Unternehmen mehr soziale und ökologische Verantwortung übernehmen. Zur skeptischen Beurteilung der Wirtschaftsentwicklung passt dann auch das Ergebnis der Schroders-Studie, wonach die Deutschen bei ihren Ertragserwartungen zurückhaltender sind als Investoren in anderen Regionen.

In wenigen Wochen wird sich zeigen, wo die Reise hingeht. Denn dann kommen nicht nur harte makroökonomische Daten für das Sommerquartal herein, sondern die Unternehmen legen auch ihre Bilanzwerke für die abgelaufenen drei Monate vor. Fallen die Makrodaten und die Zahlen der Firmen enttäuschend und bei manchem womöglich noch schwächer als im zweiten Vierteljahr aus und sollte dann auch noch der Ausblick trüb bzw. pessimistisch sein, sollten die Anleger ihre Ertragserwartungen vielleicht noch einmal überdenken. Denn dann sollte man sich wirklich auf eine im vierten Quartal stärker werdende Default-Welle einstellen. Und die wird an den Märkten Spuren hinterlassen. Die Frage ist doch nur: Wie tief werden diese sein?

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Kai Johannsen

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