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Westdeutsche Zeitung: Die standesamtlich geschlossene Ehe verliert an Bedeutung

Archivmeldung vom 04.07.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.07.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Abschied von der bürgerlichen Ehe? Da ist das neue Scheidungsrecht, das die Kinder und nicht die Ex-Partner schützt. Da ist die Patchwork-Familie, die von der Ausnahme zur Regel wird. Da ist die zunehmende Zahl von Paaren, die nicht auf Nachwuchs, aber auf den Trauschein verzichten. Und da ist nun das Zugeständnis des Gesetzgebers an die Bürger, ohne vorhergehenden standesamtlichen Akt kirchlich heiraten zu dürfen.

Niemand sollte den Bedeutungsverlust des staatlich abgesegneten Zweibundes bedauern: Er folgt der Realität einer Welt, die sich zunehmend individualisiert. Die normierende Kraft der Staats-Ehe läuft der Vielfalt von Lebensentwürfen in hochentwickelten Ländern zuwider; der Dreibund Frau, Mann, Staat wird zwar auch künftig für viele Paare ein stabiler gesetzlicher Rahmen sein, in dessen Grenzen sich der Wunsch nach Familie und sozialer Geborgenheit verwirklichen lässt. Doch er wird nur noch eines von vielen denkbaren Modellen des Zusammenlebens bleiben. Viele Paare empfinden ein gewisses Unbehagen daran, den privatesten Teil ihrer Existenz für immer in einem Geflecht aus Paragraphen zu verankern. Sie möchten nicht, dass sich der Staat in ihre Intimsphäre einnistet. Und sie glauben mit Blick auf die hunderttausenden Rosenkriege der vergangenen Jahrzehnte nicht mehr daran, dass der Staat tatsächlich Gerechtigkeit herstellt, wenn Beziehungen scheitern. Geblieben aber ist das Ideal der lebenslangen Liebe und der Wunsch, dieses durch ein symbolisches Treueversprechen zu unterstreichen - zum Beispiel vor dem Traualtar. Doch die Konfessionen befinden sich jetzt in einem Dilemma: Hatte sich etwa die katholische Kirche ein Jahrhundert lang heftig gegen die Konkurrenz des Staates gewehrt, so fürchtet sie nun, von einer oberflächlichen Event-Kultur überrollt zu werden, die nicht religiöse Überzeugung, sondern Heiratsromantik zum Maß aller Dinge erklärt. Mit der Möglichkeit, ohne folgenschwere Unterschrift im Standesamt vor den Priester zu treten, dürfte es in den Gotteshäusern noch häufiger als bisher Hollywood-Alarm geben. Es zeigt sich: Die Ehe light ist nicht im Sinne der Kirchen - die Traumhochzeit in Weiß ohne staatlichen Segen wird wohl die Ausnahme bleiben.

Quelle: Westdeutsche Zeitung (von Christoph Lumme)

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