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WAZ: Deutsche Bank stellt Rentner ein

Archivmeldung vom 03.05.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.05.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es hat Geschmäckle, wenn die Deutsche Bank Rentner ohne Bezahlung beschäftigt, um ihre eigenen Geschäfte voranzubringen. Ohne die guten Kontakte der früheren Direktoren zur reichen Privatkundschaft will und kann Deutschlands größtes Geldinstitut nicht auskommen. Dieser Fall macht zwei Phänomene sichtbar.

Zum einen ein internes: Die Deutsche Bank hat mit fragwürdigen Strukturreformen ihre treuen Privatkunden verprellt. Die weniger Reichen sowieso, die Millionäre aber auch. Die wanderten zunehmend ab, zu Privatbanken, die das Geschäft mit gut Betuchten eh besser verstehen. Um diesen Trend zu stoppen, werden die Alten herangezogen. Verdiente Ruheständler, die sich noch gebauchpinselt fühlen, weil die global agierende Deutsche Bank auf ihre Dienste in einer vernachlässigten Sparte nicht verzichten mag.

Der aktuelle Fall steht aber vor allem exemplarisch für ein übergreifendes Missverständnis der deutschen Wirtschaft. Jahrelang haben die großen Konzerne zu sehr auf den Nachwuchs gesetzt und die ältere arbeitende Bevölkerung ins Abseits gestellt. Die "Generation Golf" ersetzte die "Generation abgeschoben". Argumente waren schnell gefunden: Zu langsam, zu unflexibel und vor allem zu teuer seien die Alten.

Die Manager glaubten, neue Mitarbeiter dürften nicht älter als 45 Jahre sein. Um die Kosten zu senken, um kurzfristige Renditeziele zu erfüllen, mussten die älteren Kollegen als erste gehen, in die Altersteilzeit oder in die Frührente. Dass sich dadurch die Lebensarbeitszeit verkürzte und das Defizit in den Rentenkassen erhöhte, wurde bewusst einkalkuliert und spielte nur eine untergeordnete Rolle.

Allein im Ruhrgebiet gab es dafür zahlreiche Beispiele. Der Essener Energiekonzern RWE etwa hat einst auf Kosten der Sozialkassen die Frührente mit 51 Jahren und 80 Prozent Lohnausgleich eingeführt. Vorruhestandsprogramme gab es auch beim Handelsunternehmen Karstadt-Quelle oder beim Stahlkonzern Thyssen-Krupp.

Deutsche Unternehmen haben mit der Abschiebung erfahrener Arbeitskräfte einen fatalen Fehler begangen. Jugend allein kann es nicht richten. Auf den gesunden Mix kommt es an. Dass ältere Mitarbeiter weniger Ballast sind, sondern Mehrwert bieten, hat die Politik inzwischen erkannt und Programme zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt aufgelegt. Die laufen aber nur langsam an. Zu sehr ist der Ruf der "Generation abgeschoben" beschädigt.

Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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