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Berliner Morgenpost: Eine Krise, die Arme wie Reiche hart trifft

Archivmeldung vom 10.03.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.03.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Düsterer könnte das Szenario der Weltbank kaum sein: Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wird die Wirtschaft rund um den Globus 2009 nicht wachsen, sondern schrumpfen. Die Krise hätte damit endgültig eine andere Dimension erreicht als all ihre Vorgänger.

Sie ist ein Ereignis, das sich ins Kollektivgedächtnis der ganzen Welt einprägen wird. Die Menschheit insgesamt wird am Ende dieses Jahres ärmer sein als zu Beginn - falls nicht noch ein Wunder geschieht. Natürlich steht zunächst vor allem auch das Geschäftsmodell von Exportnationen wie Japan und Deutschland auf dem Prüfstand, deren Absatz gerade förmlich in sich zusammenbricht. Die Ausfuhren Japans haben sich im Januar im Vergleich zum Vorjahr fast halbiert. Und auch aus den deutschen Unternehmen kommen beinahe täglich neue Hiobsbotschaften. So wie die deutsche Wirtschaft von einem Aufschwung besonders profitiert, so leidet sie nun auch stärker als andere unter der ökonomischen Vollbremsung. Doch was ist die Alternative? Die Vorstellung etwa, dass Deutschland nur noch das, was es selbst braucht, herstellt und sich aus der internationalen Arbeitsteilung ausklingt, ist völlig illusorisch. In einem kleinen, bevölkerungsreichen Land würde dies zweifellos in die Verarmung führen. Und auch die Vorstellung, der heimische Konsum allein könne es richten, ist eine Utopie. Denn wie sollen die Bundesbürger ausgerechnet mitten in aller Unsicherheit dazu gebracht werden, weniger zu sparen und mehr auszugeben? Und wäre eine solche Entwicklung angesichts der Erfahrungen mit der ungehemmten Konsumlust der Amerikaner überhaupt wünschenswert? Die Wucht der Krise trifft solide Exporteure inzwischen ebenso wie Finanzjongleure, macht zwischen wohlhabenden Industriestaaten und den ohnehin armen Ländern der Dritten Welt keinen Unterschied. Im Gegenteil, für die Entwicklungs- und Schwellenländer, die in den vergangenen Jahren von der steigenden Nachfrage nach Rohstoffen, Textilien oder Lebensmitteln profitierten, sind die Folgen des schrumpfenden Welthandels eher noch schlimmer. Bei ihnen geht es nicht nur um den Verlust von Arbeitsplätzen, sondern oft genug um die nackte Existenz. Wenn also schon nicht wirtschaftliche Vernunft, sollte wenigstens das Mitempfinden mit den Schwachen die Politik daran hindern, jetzt mit den Aufbau von neuen Handelshemmnissen zu beginnen. Denn all die Kritiker, die in der Krise den endgültigen Beweis dafür sehen, dass Kapitalismus und Globalisierung ein Teufelszeug sind, irren. Die Rezession trifft die aufstrebenden Länder ja eben nur deshalb mit solcher Wucht, weil die Globalisierung ihnen zuvor erst die wirtschaftliche Integration und den Aufbau von Wohlstand ermöglicht hat. Und umgekehrt werden die Industrieländer kaum zu Wachstum zurückfinden, ohne dass die Nachfrage auf den Schwellenmärkten wieder anspringt. Die Menschen sitzen auch wirtschaftlich in einem Boot - das ist die entscheidende Lehre dieser Krise. Neue Barrieren im Handel schaden am Ende allen. 

Quelle: Berliner Morgenpost

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