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Im Höhenflug

Archivmeldung vom 14.02.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.02.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Der Höhenflug der Aktienmärkte scheint durch nichts aufzuhalten zu sein. Nach dem ersten nachhaltigeren Durchbruch des Dax über das alte Rekordhoch von knapp 13.600 Zählern ist der deutsche Leitindex am Freitag noch bis auf ein Rekordhoch von 13.789 gestiegen. Auf Basis des Wochenschlusses hat der deutsche Standardwerteindex seit Jahresbeginn um 3,7 Prozent zugelegt.

Die ungebrochene Hausse der Aktienmärkte ist überaus bemerkenswert, findet sie doch in einem Umfeld statt, in dem sich die Aussichten für die Weltwirtschaft, deren Wachstum im zurückliegenden Jahr spürbar gesunken ist, deutlich eingetrübt haben. Nach wie vor kann überhaupt nicht eingeschätzt werden, wie sich die Corona-Epidemie weiter entwickeln wird bzw. wann sie überstanden sein wird. Klar ist nur, dass sie bereits jetzt erhebliche wirtschaftliche Schäden anrichtet. Welches Gesamtausmaß diese Schäden haben werden, lässt sich nicht seriös prognostizieren. Fakt ist, dass die Konsenserwartung einer leichten Beschleunigung des globalen Wachstums wie schon im Vorjahr enttäuscht zu werden droht.

Die Epidemie wird irgendwann überstanden sein, aber man muss sich - Nachholeffekte hin oder her - bereits darauf einstellen, dass das Wachstum der Weltwirtschaft auch 2020 zurückgehen könnte. Dazu reicht ein Blick auf China. Volkswirte haben ihre Prognosen für das Wachstum Chinas bereits von 6,0 Prozent auf 5,5 Prozent reduziert - und das unter der Prämisse, dass die Epidemie relativ zeitnah den Höhepunkt erreicht.

Die Hausse der Aktienmärkte trotz dieser widrigen Umstände unterstreicht die Macht, die die ultralockere Geldpolitik und die extrem niedrigen Zinsen haben. Die Notenbanken sind die Haupttriebfeder des bald elf Jahre andauernden und damit ungewöhnlich langen Bullenmarktes. Zuletzt haben die mexikanischen Währungshüter ihren Leitsatz reduziert. Damit haben Zentralbanken seit dem Kollaps von Lehman Brothers im September 2008 laut Bank of America weltweit insgesamt 800 Leitzinssenkungsschritte beschlossen. Das ist genauso einmalig wie das aktuell niedrige Zinsniveau, das die Investoren dazu zwingt, immer stärker ins Risiko zu gehen, und dadurch maßgeblich die Aktienkurse, aber auch andere Risiko-Assets in die Höhe treibt.

800 Zinssenkungsschritte, dazu noch weitere Stützmaßnahmen wie massive Liquiditätsspritzen und Wertpapierkäufe: Es kann nicht verwundern, dass sich in den zurückliegenden Jahren ein Gewöhnungseffekt bei Marktteilnehmern eingestellt hat, kennen doch viele von ihnen nichts anderes als ebendies. Die Folge ist ein ausgeprägtes Vertrauen darauf, dass die Zentralbanken im Krisenfall zur Hilfe eilen und ihre Eingriffe auch dazu führen werden, Ungemach von der Weltwirtschaft und den Finanzmärkten abzuwenden.

Es ist zwar sehr wahrscheinlich, dass sich die Rekordjagd unter diesen Voraussetzungen fortsetzen wird und etwa der Dax in absehbarer Zeit auch über die Schwelle von 14.000 steigen wird. Denn den Investoren fehlen angesichts des sich immer weiter auftürmenden Bergs negativ rentierender Anleihen schlichtweg die Alternativen. Jedoch muss auch die Frage aufgeworfen werden, wie weit dies die Aktienmärkte noch nach oben tragen kann. Niedrige Zinsen, dadurch relativ günstige Bewertungen und der Mangel an Anlagealternativen werden nicht unendlich in der Lage sein, einen Bullenmarkt zu tragen, wenn nicht irgendwann die fundamentale Basis nachzieht.

Derzeit bröckelt sie jedenfalls weiter ab. So werden die Dividendenausschüttungen der Dax-Unternehmen in diesem Jahr erstmals seit langem sinken. Allein in der abgelaufenen Woche haben Daimler und die Commerzbank ihre Dividenden gesenkt. Zwar ist die Dax-Dividendenrendite im Vergleich zur mit minus 0,40 Prozent rentierenden zehnjährigen Bundesanleihe attraktiv. Dennoch bricht der Anstieg der Dividenden ab.

Gerade der deutsche Aktienmarkt mit seinem hohen Export- und China-Geschäftsanteil ist von dem Virusausbruch betroffen. Dabei ist die absolute Bewertung bereits in den anspruchsvollen Bereich vorgerückt. Auf Basis des Konsens für den aggregierten Gewinn je Aktie der Dax-Gesellschaften liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) aktuell bei knapp 15. Der Konsens unterstellt jedoch immer noch ein zweistelliges Gewinnwachstum. Ein Wachstum von 5 Prozent unterstellt, läge das KGV bei 15,6. Das ist alles andere als ein günstiges Bewertungsniveau.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Christopher Kalbhenn

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