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ESG boomt auch in der Krise

Archivmeldung vom 22.08.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.08.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

ESG-konforme Anlagen, also Investments, die grüne, soziale und Governance-Aspekte adressieren, boomen, und die Covid-19-Krise hat diesen Boom nochmals befeuert. Das stellen Assetmanager und Ratingagenturen fest. 2019 waren in Deutschland laut Zahlen des Forums Nachhaltige Geldanlagen rund 270 Mrd. Euro in Aktien und Anleihen nachhaltig angelegt - ein Zuwachs von mehr als 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Laut Daten von MSCI ESG stieg das Volumen von Euro-Rentenfonds, die ESG-Aspekte in ihrem Investmentprozess berücksichtigen, 2019 sogar um 30 Prozent, hält das Bankhaus Berenberg in einer Marktanalyse fest. Die Coronakrise habe diese Entwicklung beschleunigt. "Einerseits fielen bei vielen ESG-konformen Anlagen die Kursverluste infolge der Krise niedriger aus. Andererseits rücken mit der Coronakrise Faktoren wie Sozialstandards, Zugang zum Gesundheitswesen oder wirtschaftliche Ungleichheiten verstärkt in den Fokus der Anleger", so Robert Reichle, Leiter Fixed Income Emerging Markets, und Christoph Mäder, Portfolio Manager Fixed Income bei Berenberg. Die Pandemie habe Anlegern vor Augen geführt, welche Auswirkungen besonders soziale und Governance-Aspekte auf die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens haben können. Denn neben dem direkten Einfluss durch den akuten Wirtschaftseinbruch habe auch das Management von ESG-Risiken einen direkten Einfluss darauf, wie schnell und in welcher Form ein Unternehmen aus der Krise herauskomme.

In den Krisenmonaten hat die Emissionstätigkeit von grünen und nachhaltigen Anleihen nochmals an Fahrt aufgenommen, stellt die Ratingagentur Moody's fest. Weltweit erreichten diese Emissionen Rekordniveau, allein im zweiten Quartal war es ein Zuwachs von 65 Prozent gegenüber dem ersten Vierteljahr. Die Experten von Moody's geben sich bezüglich des weiteren Marktwachstums optimistisch. Die Pandemie werde den Fokus von Unternehmen, Investoren und anderen Interessengruppen auf ESG-Faktoren verstärken. Dabei behalte man nicht nur Bereiche wie die öffentliche Gesundheit im Blick, sondern auch andere potenziell schwerwiegende Probleme wie den Klimawandel. Der verstärkte Fokus auf ESG-Faktoren wird laut Moody's das weitere Wachstum von grünen, sozialen und Nachhaltigkeitsanleihen unterstützen.

Die Einschätzungen von Berenberg und Moody's können zweifelsohne unterschrieben werden. Der Markt für ESG-konforme Investmentprodukte wird weiter kräftig wachsen, und auch die Emissionen von entsprechenden Bonds werden in den kommenden Wochen und Monaten sicher nicht abreißen. Dafür ist das Interesse an solchen Papieren viel zu groß. Anleger haben gesehen, dass solche Investments in der Krise nicht nur eine gute Performance zeigen und nur allzu oft ihre nichtgrünen oder nichtnachhaltigen Pendants sogar outperformen.

Investoren schreiben diesem Themenkomplex eine besondere Bedeutung zu. In Zeiten von Social Distancing werden soziale Aspekte bei Anlegern immer wichtiger, und sie achten darauf, wie auch Unternehmen mit Sozialfaktoren umgehen und vor allem, wie sie sich in dieser Hinsicht für die Zukunft ausrichten. Und das umfasst sehr viele Teilbereiche, nicht nur die Welt des Arbeitens, sondern auch den Umgang mit Gesundheitsfragen, Sicherheitsmaßnahmen, Anpassung von Produktionsprozessen etc. Dabei handelt es sich um langfristige Anpassungen an völlig neue Gegebenheiten, und diese werden nicht einfach nach ein paar Tagen der Normalisierung wieder rückgängig gemacht werden. Dafür ist allein der Investorenfokus auf diese Aspekte viel zu groß. Und Firmen werden sich daran gewöhnen müssen, dass Investoren und Interessenvertretungen über das sogenannte Engagement sich viel stärker mit dem Management über solche Aspekte austauschen werden.

Das spricht tendenziell für eine anhaltend gute Nachfrage nach ESG-konformen Produkten, die dann auch weiterhin eine gute Performance zeigen dürften. Aber Anleger sollten sich auch auf Zeiten einstellen, in denen diese Investmentprodukte mal schlechter performen. Das kann insbesondere dann auftreten, wenn Anleger diese Produkte verkaufen, weil sie Liquidität brauchen und andere nichtnachhaltige Produkte womöglich vergleichsweise schwieriger zu liquidieren sind oder nur mit höheren Verlusten. Aus solchen Liquidationen ist dann aber nicht auf eine groß angelegte Abkehr weiter Anlegerkreise von diesen Investments zu schließen. Diese Verluste sollten schnell wieder ausgebügelt werden.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)  von Kai Johannsen

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