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Was würde Ludwig von Mises sagen...?

Archivmeldung vom 16.01.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.01.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Enorme Geldmengenausweitungen, gewaltige Fehlanreize und -investitionen, Misswirtschaft, hemmungs- und rücksichtslose Verschwendung von Steuergeldern - nicht zuletzt zum Stimmenkauf -, sowie ökonomischer Unverstand bei der politischen Klasse kumulierten in der großen Finanzkrise ab 2008. Diese ist - entgegen weit verbreiteter Annahme - noch immer ungelöst.

Die vorherrschenden ökonomischen Lehrmeinungen haben weder vor den drohenden Gefahren rechtzeitig gewarnt, noch haben sie Vorschläge entwickelt (und auch gar nicht entwickeln können), die zu einer nachhaltigen Lösung der Probleme beigetragen hätten. Anhänger der Österreichischen Schule mögen sich daher fragen, was der herausragende Vertreter dieser derzeit (noch) minorisierten Denkschule zu der herrschenden Situation gesagt hätte.

Nähert man sich auf diesem Wege der Österreichischen Schule, darf man dabei vermuten, dass sich Ludwig von Mises die heutige, extreme Entwicklung wohl so kaum hätte vorstellen können. Wissenschaftler sind stets Kinder ihrer Zeit. Zu seinen Lebzeiten (1881- 1973) kippte jedes ungedeckte Papiergeldsystem innerhalb kurzer Zeit in die Hyperinflation. Stets gab es für die Bürger Alternativen seriösen und vor allem (relativ) stabilen Geldes. Zwar erlebte auch er in seinen letzten Jahren die schrittweise Abkehr vom Goldstandard - das System des Dollar-Goldstandards von Bretton Woods kollabierte zwei Jahre vor seinem Tod – aber selbst danach gab es mit dem Schweizer Franken immer noch eine Alternative zum sich etablierenden Fiatmoney. Die Schweiz rückte erst im Vorfeld ihres Beitritts zum IWF im Jahr 1996 ab 1992 schrittweise von der 40%igen Golddeckung ab.

Auch hätte sich Mises bestimmt nicht träumen lassen, dass trotz des dank relativ freier Märkte erreichten, enormen gesellschaftlichen Wohlstandes die Freiheitsliebe der meisten Menschen im Westen so gering ist wie nie zuvor. Er hätte sicherlich mit mehr Widerstand gegenüber den ungeheuerlichen Enteignungen, der Bevormundung, den staatlichen Gängeleien und den zunehmenden Beschneidungen elementarster Freiheitsrechte durch die Politik gerechnet – obwohl er ganz genau um die Verführbarkeit der Menschen durch vermeintliche sozialstaatliche Wohltaten wusste. Gerade die heutige flächendeckende Beeinflussung, ja Kontrolle der öffentlichen Meinung durch die politische Klasse und die immer stärkere Durchdringung der privatesten Bereiche des Lebens durch die politischen Meinungsführer wären ihm, der zwei totalitäre Diktaturen erlebte, so nicht vorstellbar gewesen.

„Ein freier Mensch muss es ertragen können, dass seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muss sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen“, schrieb er in seinem Buch „Liberalismus“ 1927. Bitter würde ihm die heutige Praxis gerade der Berufspolitiker aufstoßen, die - statt ihren Bürgern zu vertrauen oder mit Argumenten für ihre Positionen zu streiten - immer schneller mit Gesetzesvorlagen bei der Hand sind.
Gerade aber weil Mises ein Kind seiner Zeit war und die Entwicklung im ehemals „freien“ Westen so nicht unbedingt zu erwarten war, kann die Treffsicherheit seiner ökonomischen Analysen und Prognosen gerade den unbefangenen Leser nur in Erstaunen versetzen. „Es gibt keine Möglichkeit, den finalen Zusammenbruch eines Booms zu verhindern, der durch Kreditexpansion erzeugt wurde.

Die einzige Alternative lautet: Entweder die Krise entsteht früher durch die freiwillige Beendigung einer Kreditexpansion – oder sie entsteht später als finale und totale Katastrophe für das betreffende Währungssystem”, dürfte einer der meist zitierten Sätze aus seinem Hauptwerk „Nationalökonomie“ (welches 1949, noch einmal erweitert, unter dem Titel „Human Action“ in den USA erschien) lauten. Genau das erleben wir gerade. Die Marktkräfte drängen auf eine Bereinigung. Das Kreditwachstum – in den letzten Dekaden geradezu explodiert – verlangsamt sich und zwar deutlich. Die Verschuldung der Marktteilnehmer scheint das Ende der Fahnenstange erreicht zu haben. Der Mainstream dagegen spricht im Verkennen der Realität von einer „Kreditklemme“. Noch mehr billiges Geld soll die Probleme lösen.
Ohne Nullzins-Politik und ohne Rettungspakete würde nun der jahrzehntealte, auf Kreditwachstum basierende Boom enden. Ein deutlicher, scharfer und schmerzhafter Rückgang der Wirtschaftsaktivitäten wäre die Folge.

Die eingangs genannten Fehlanreize, Fehlakkumulationen und die generelle, staatliche organisierte Misswirtschaft würde durch die Reaktion der Märkte abgebaut werden. Unrentable Unternehmen würden vom Markt verschwinden, Fehlinvestitionen korrigiert. Die Gesellschaften könnten anschließend wirtschaftlich neu und befreit beginnen: Von einem deutlich tieferen Verschuldungsniveau aus und bescheidener, dafür aber um eine wichtige Erfahrung und hoffentlich damit einhergehend auch um eine Erkenntnis reicher.

Die Politik aber, abhängig von einer Gut-Wetter-Wirtschaft und um Wählerstimmen besorgt, sucht dies zu verhindern. So sind es die Staaten, die sich nun massiv in die Verschuldung stürzen, um den kreditfinanzierten Boom am Leben zu erhalten. Trauriger Vorreiter hierbei sind die USA, deren Haushalt inzwischen zu mehr als 50% mit via Kredit frisch geschaffenem Geld finanziert wird. Flankiert wird dies von den Zentralbanken, die durch ihre Quantitative-Easing-Programme (QE) die Zinsen auf Tiefststände drücken. Die Mini-Erhöhung der US-Leitzinsen kurz vor Weihnachten ändert daran wenig, und angesichts der galoppierenden US-Staatsverschuldung wird die vermeintliche Zinswende wohl nicht allzu lange durchzuhalten sein.

Aber all diese Bemühungen werden nicht helfen. Die Ursachen der Krise können nicht durch QE-Programme und dergleichen gelöst werden. Auch dies erkannte Mises bereits frühzeitig: „Durch Kunstgriffe der Bank- und Währungspolitik kann man nur vorübergehende Scheinbesserung erzielen, die dann zu umso schwererer Katastrophe führen muss. Denn der Schaden, der durch Anwendung solcher Mittel dem Volkswohlstand zugefügt wird, ist umso größer, je länger es gelungen ist, die Scheinblüte durch Schaffung zusätzlicher Kredite vorzutäuschen", stellte Mises fest.

Deutschland, so scheint es, kann sich dieser Entwicklung im Moment entziehen, aber tatsächlich hinkt es ihr nur ein wenig her: Die Minizinsen und die vermeintlich boomende Wirtschaft verleiten die Bürger, sich im großen Stil und über ihre Verhältnisse vornehmlich für den Immobilienerwerb zu verschulden. Dies war auch die Ausgangssituation in den USA, Irland, Spanien und in anderen Ländern am Vorabend der Finanzkrise – und zeitgleich ihr Auslöser. Auch der deutsche „Sonderboom“ wird früher oder später enden. Es war der andere herausragende Vertreter der Österreichischen Schule, der beschrieb, wie dieses Ende aussehen wird: Friedrich August von Hayek. Je mehr die Kreditausweitung in staatliche Hände übergeht – stets durch das Argument der wirtschaftlichen Sicherheit begründet – desto weiter wird der Weg in die Knechtschaft beschritten, der von mehr und mehr staatlicher Zentralplanung, Zwangsmaßnahmen und Entmündigung geprägt ist. An seinem Ende steht die totalitäre Diktatur und breite gesellschaftliche Armut.

Beiden herausragenden Denkern war klar, dass das Antidot gegen die staatlichen Übergriffe nur gesundes, stabiles Geld sein kann. Bezeichnenderweise war es denn auch Hayek, der im Jahr 1976, also drei Jahre nach Ludwig von Mises' Tod und fünf Jahre nach dem Zusammenbruch des Gold-Dollar-Standards, einen revolutionären Vorschlag machte. Erst als die totalitäre Idee einer künstlichen, europäischen Einheitswährung ihre Anfänge nahm, konnte Hayek darauf mit einer freiheitlichen Idee antworten: Anstatt einem supranationalen Zwangsgeld schlug er die Denationalisierung des Geldes, also dessen Entstaatlichung, vor. Nur wenn es den Bürgern selbst überlassen bleibt, welche Art von Geld sie als Zahlungsmittel nutzen möchten, können ihre Freiheiten und ihr Wohlstand dauerhaft bewahrt werden.

Heute, rund 40 Jahre später, wird mit dem offenbar gewordenen Scheitern des Euro deutlich, wie richtig die Vertreter der Österreichischen Schule auch in dieser Frage lagen und immer noch liegen.

Quelle: Kommentar - Andreas Marquart, Vorstand des Ludwig von Mises Instituts Deutschland

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